Eine neue Art der Gattung Suctobelba Paoli (Suctobelba vera n. sp.) aus Deutschland (Acarina: Oribatei)
Author
Moritz, M.
text
Zoologischer Anzeiger
1964
173
373
378
http://unknown
journal article
ORI10851
Suctobelba vera
n. sp.
Bei bodenzoologischen Untersuchungen norddeutscher
Laubwaldboeden
(Moritz 1963) wurde eine
Suctobelba-Art
gefunden, die
Suctobelba subcornigera Forsslund
(Forsslund 1941) sehr nahesteht. In der oben genannten Arbeit wird die Art als Suctobelba spec. I/2/2-18
gefuehrt
. Sie ist wesentlich kleiner als
S. subcornigera
und auch morphologisch von dieser verschieden. Herr Dr. K.-H. Forsslund, Stockholm, dem Exemplare aus dem Untersuchungsgebiet vorgelegen haben,
haelt
sie ebenfalls
fuer
eine neue Art, deren Bearbeitung im folgenden vorgelegt wird.
Masse
:
Laenge
177
ym
(Holotypus), 163 bis 182
ym
(Mittelwert 171
ym
, 21 Exemplare). Breite 89
ym
(Holotypus). 76 bis 89
ym
(Mittelwert 81
ym
, 21 Exemplare). (Alle
Messwerte
wurden in
Milchsaeure
ermittelt.) - Die vorliegende Art ist relativ
laenger
als breit und bedeutend kleiner als
S. subcornigera
. Vergleichstiere, die aus denselben Proben wie
S. vera
stammen, haben
eine
Laenge
von 180-213
ym
(Mittelwert 191
ym
, 40 Exemplare) und eine Breite von 99 bis 119
ym
(Mittelwert 103
ym
, 40 Exemplare);
Laenge
und Breite des Vergleichsexemplars (Abb. 2) 206/119
ym
. Schwedische Tiere sind nach Forsslund (1941) etwas
groesser
:
Laenge
199 bis 243
ym
. Breite 106 bis 137
ym
.
Abb. 1.
Suctobelba vera
n.sp.
Dorsalansicht des Holotypus
Abb.2
Suctobelba subcornigera Forsslund
. Vergleichsexemplar vom Locus typicus
Abb
. 3 a, b. a
Suctobelba vera
n. sp.
Prodorsum gequetscht. b
Suctobelba subcornigera Forsslund
. Dasselbe Exemplar wie in Abb. 2. Prodorsum gequetscht
Beschreibung
: Rostrum flach ausgezogen, so
dass
die Apikalloben und die
Rostralzaehne
von oben im allgemeinen deutlicher als bei
S. subcornigera
zu sehen sind. Der Vorderrand des Rostrums ist zwischen den Apikalloben so breit oder wenig breiter als ein Apikallobus, bei
S. subcornigera
im allgemeinen schmaler. Im gequetschten
Praeparat
, erscheint dieser mediane Vorderrand leicht konkav gerundet (Abb. 3 a). Die
Rostralzaehne
gleichen in Stellung und Ausbildung denen der Vergleichsart. Der erste Rostralzahn an seiner
Aussenecke
haeufig
mit einem kleinen abgesetzten
Zaehnchen
, der zweite
haeufig
zwei- bis dreispitzig.
Von der vorderen Innenecke des Teclopedialfeldes erstreckt sich jederseits bis zum Ansatz des Rostralhaares ein glatter Kiel, der bei
S. subcornigera
grob
gekoernelt
und dadurch nicht scharf begrenzt ist. Ein Medianwulst zwischen diesen Leisten ist kaum angedeutet, bei der Vergleichsart aber stark hervortretend. Nur vor dem Tectopedialfeld ist bei
staerkerer
Vergroesserung
eine sehr feine Granulierung zu selten. Eine
ausserdem
groebere
Granulierung wie bei
S. subcornigera
fehlt.
Das Tectopedialfeld ist
verhaeltnismaessig
lang, doppelt so lang wie das Rostrum und ohne Granulierung, seine innere und
aeussere
Leiste sehr schmal und
gleichmaessig
stark ausgebildet. Bei
S. subcornigera
ist, die
aeussere
bedeutend
staerker
als die innere angelegt. Das Lateralfeld neben dem Pedotectum I ist gut begrenzt und glatt. Die Mittelpartie zwischen den Tectopedialfeldem mit drei bis vier
Knoetchen
.
Lamellen-Knospe
gross
, fast, von der
Groesse
der Bothridien. Im Vergleich zu
.
S. subcornigera
stellt sie einen
annaehern
sechseckigen schmalen Chitinring dar, der hinten fast geschlossen erscheint. Die Lamellen sind nur distal entwickelt,
waehrend
sie proximal
voellig
reduziert sind. Sie erstrecken sich als scharf begrenzte Chitinleisten von der Vorderspitze, der interpseudostigmatischen
Kaemme
zum medianen Hinterrand der Lamellen-Knospe, wo sie parallel nach vorn umbiegen. Die interpseudostigmatischen
Kaemme
sind
aehnlich
denen von
S. acutidens Forsslund
leistenfoermig
gestaltet. Ihr Vorderende ist spitzwinklig, ihr Hinterende gerundet nach innen umgebogen. Die vorderen und hinteren inneren Enden der
Kaemme
werden durch zwei sich kreuzende schwache Chitinleisten verbunden. Die interpseudostigmatischen
Kaemme
erreichen nicht oder kaum (bei ungequetschten
Praeparaten
) den Rand der Bothridien. Im gequetschten
Praeparat
sind sie um ihre Breite von diesen entfernt (Abb. 3 a).
Die ziemlich
grossen
Bothridien sind von einem auffallend schmalen Chitinring umgeben. Sensillus mit einer breiten
spindelfoermigen
Keule, die in eine deutliche
borstenfoermige
Spitze, von der
Laenge
des Keulendurchmessers ausgezogen ist.
Laenge
und Breite der Keule verhalten sich wie 3,5: 1. (bei
S. subcornigera
wie 7:1). Die konvexe
Aussenseite
ist mit bis zu zehn relativ weit voneinanderstehenden langen
Boerstchen
besetzt. Bei der Vergleichsart ist die
Aussenseite
der Keule mit zahlreichen und
kuerzeren
Boerstchen
dicht bedeckt. Zwischen Tectopedialfeld. Lamellen-Knospe und Trichobothrium sind jederseits drei mehr oder weniger in einer Querreihe stehende
Knoetchen
zu sehen.
Vor
der Lamellen-Knospe befinden sich zwei bis drei weitere
Knoetchen
, die gelegentlich durch eine
duenne
Chitinleiste verbunden sein
koennen
.
Pedotectum III mit abgesetzter Hinterlobe, die einem weit
staerkeren
Tuberkel des Pedotectum IV
gegenuebersteht
. Pedotectum III und IV als einzige Strukturen grob
gekoernelt
. Vorderrand des Notogaster jederseits mit zwei
annaehernd
gleich stark entwickelten spitzen
Zaehnen
. Nur die inneren
Notogasterzaehne
mit je zwei caudalen
Fortsaetzen
, von denen der innere weit
staerker
, der
aeussere
gelegentlich ganz undeutlich entwickelt ist. Vorderrand des Opithosomas zwischen den
Notogasterzaehnen
eine
duenne
Linie. Die Chaetotaxie des Notogaster ist aus Abbildung 1 ersichtlich.
Holotypus:
Holotypus
sowie achtzehn Paratypen befinden sich in Alkohol konserviert im Zoologischen Institut der
Universitaet
Greifswald in meiner Sammlung,
fuenf
Paratypen in der Sammlung Dr. K.-H. Forsslund, Stockholm.
Verbreitung und
Oekologie
:
Die Typenexemplare stammen aus einem Buchen-Stieleichen-Hainbuchenbestand mittleren Alters bei
Greifswald
(Moritz 1963, Standort IV).
Berleseprobe
vom
10. Januar 1958
aus
5 bis
10 cm
Bodentiefe eines locker gelagerten braunen bis schwarzbraunen Humushorizontes mit lehmigem Feinsandanteil. Der Standort zeigt bei pH 4 bis 4,5 (H2O) eine frische bis trockene (leichte Hanglage)
Auspraegung
bei normalem
Zersetzungsprozess
ohne wesentliche Rohhumusbildung (Zersetzungshorizont bis
2 cm
Staerke
).
Eine weitere Population wurde in einem Stieleichen-Birkenbestand [[ bei
Steffenshagen
(Moritz 1963, Standort I) ]] mit
staerkerer
Rohhumusbildung bei pH 3,8 bis 4 (H2O) festgestellt
.
S. vera
unterscheidet sich von der nahe verwandten Vergleichsart sowohl im
phaenologischen
Verhalten als auch in der horizontalen Verteilung im Boden. Im Gegensatz zu
S. subcornigera
, diese Art
haelt
sich das ganze Jahr
ueber
vorwiegend im Zersetzungshorizont auf, ist
S. vera
eine ausgesprochene Tiefenform, die den Zersetzungshorizont kaum besiedelt. In einem Zeitraum von anderthalb Jahren, wurden von insgesamt
192 Individuen
nur 11 (!) aus dem Zersetzungshorizont erbeutet. Die
beigefuegte
tabellarische Zusammenstellung mag das Gesagte verdeutlichen.
Tabelle 1
Frequenz und Horizontalverbreitung von
S. vera
und
S. subcornigera
im Standort IV (Locus typicus)
fuer
einen Untersuchungszeitraum von anderthalb Jahren (21 Proben)
EmTaCe |
Frequenz |
EmTaCe |
EmTaCe |
EmTaCe |
Individuen in % |
EmTaCe |
EmTaCe |
EmTaCe |
Bodentiefe/cm |
0-2 |
2-6 |
6-10 |
10-14 |
0-2 |
2-6 |
6-10 |
10-14 |
S. vera
|
19,0 |
90,5 |
52,4 |
19,0 |
5,7 |
50,5 |
32,8 |
10,9 |
S. subcornigera
|
100 |
95,2 |
33,3 |
19,0 |
71,2 |
26.9 |
1,0 |
0,9 |
Als Tiefenform zeigt
S. vera
ein
ausgepraegtes
Abundanzmaximum in den Wintermonaten Dezember und Januar bis
Maerz
. Dieses Verhalten konnte auch
fuer
andere Tiefenformen des Untersuchungsgebietes festgestellt werden.