Bradycellus (Bradycellus) distinctus ( DEJEAN 1829)

Jaeger, B., 2007, Zur Synonymie und Verbreitung westpaläarktischer Arten der Bradycellus-Untergattung Bradycellus ERICHSON 1837 (Coleoptera, Carabidae), Linzer biologische Beiträge 39 (1), pp. 331-370 : 346-348

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5408831

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/FD59BD4C-FFC9-FF96-F488-FEF26FCF8951

treatment provided by

Valdenar

scientific name

Bradycellus (Bradycellus) distinctus ( DEJEAN 1829)
status

 

Bradycellus (Bradycellus) distinctus ( DEJEAN 1829) View in CoL

Acupalpus distinctus DEJEAN 1829: 470 View in CoL (loc. typ.: Frankreich: "midi de la France ")

Bradycellus azoricus CROTCH 1867: 369 View in CoL (nomen nudum)

Bradycellus azoricus CROTCH 1870: 62 View in CoL (nomen nudum)

Bradycellus distinctus ssp. azoricus COLAS 1939: 44 View in CoL (loc. typ. Azoren: Sao Miguel, Lagoa das Furnas)

U n t e r s u c h t e s T y p e n m a t e r i a l:

Acupalpus distinctus DEJEAN 1829 View in CoL

S y n t y p u s: (MNHN) mit den Etiketten " distinctus m, in Gallia merid." [script. Dejean], "Solier" [script. Dejean?], " LECTOTYPE " [rot], "MUSEUM PARIS", " Acupalpus distinctus DEJEAN View in CoL , desig, por J. Serrano" [rot] und " Bradycellus (s.str.) distinctus ( DEJEAN, 1829) View in CoL , det. B. Jaeger 2005".

DEJEAN (1829: 470) lagen zur Beschreibung 2 weibliche Stücke vor, von denen ich ein als Lectotypus bezeichnetes Exemplar aus dem Museum Paris zur Untersuchung erhalten habe. Die Lectotypen-Festlegung von Serrano ist aber bis heute nicht publiziert, so dass das hier untersuchte Exemplar als Syntypus anzusehen ist. Der Syntypus ist genadelt, ihm fehlen auf der linken Seite das 6.- 11. Fühlerglied und rechts das 7.-11. Fühlerglied sowie Hinterschiene und Hintertarsen.

DEJEAN erwähnte am Ende der Beschreibung ein weiteres Exemplar aus Sardinien, das er von Schüppel erhalten hatte. Schüppels Sammlung gelangte im 19. Jahrhundert in das Zoologische Museum Berlin und wurde dort in die damalige Hauptsammlung, der heutigen historischen Kollektion integriert. Das in die historische Serie Nr. 52923 eingegliederte Exemplar trägt die Etiketten "52923", " distinctus Dj. ?, Sardin.", "Hist.-Coll. ( Coleoptera ), Nr. 52923, Bradycellus distinctus DEJ. ?, Sardin., Zool. Mus. Berlin " und " Bradycellus distinctus (DEJ.) , det. B. Jaeger 1984".

Bradycellus distinctus ssp. azoricus COLAS 1939 View in CoL

L e c t o t y p u s: (BMNH): mit den Etiketten " AZORES: F. Godman colln", " Bradycellus distinctus DEJ. View in CoL ", "standing as Bradycellus distinctus DEJ. View in CoL , det. R.G. Booth 2005", "Original specimen of " Bradycellus azoricus CROTCH, 1867 View in CoL ", vid. B. Jaeger 2006", " LECTOTYPUS, Bradycellus distinctus ssp. azoricus COLAS, 1939 View in CoL , des B. Jaeger 2006" [rot] und " Bradycellus distinctus DEJEAN, 1829 View in CoL , det. B. Jaeger 2006".

Der Name Bradycellus azoricus ist nicht durch CROTCH (1867), sondern erst durch COLAS (1939) nomenklatorisch verfügbar (siehe unten). Das obige Exemplar, das bereits CROTCH vorlag, wurde offensichtlich auch von COLAS (1939) untersucht und genitaliter abgebildet. Zum eindeutigen Bezug des Namens wurde es hier als Lectotypus designiert. COLAS lag ausserdem ein Weibchen, ebenfalls von Lagoa das Furnas, leg. Méquignon vor, das derzeit im Pariser Museum nicht aufgefunden werden konnte. Es wird nach hier erfolgter Lectotypen-Designation zum Paralectotypus von B. distinctus ssp. azoricus COLAS 1939 . Der leicht immature Lectotypus ist auf ein Kartonplättchen geklebt und in gutem Zustand. Es sind lediglich die Fühler gebrochen, alle Segmente sind aber dem Plättchen vorhanden.

E r f o r s c h u n g s g e s c h i c h t e u n d S y n o n y m i e

1829: 470 beschrieb DEJEAN nach zwei 2⅓ Linien grossen, weiblichen Exemplaren aus Südfrankreich Acupalpus distinctus , den er mit A. harpalinus verglich. Von diesem sei A. distinctus unter anderem durch seine bedeutendere Grösse, die andere Halsschildform und den fehlenden Porenpunkt im dritten Zwischenraum der Flügeldecken zu unterscheiden. DEJEAN erwähnte ausserdem ein viel kleineres Exemplar aus Sardinien, das vermutlich ebenfalls zu A. distinctus gehöre.

Obwohl die Art durch den fehlenden Porenpunkt im 3. Flügeldeckenzwischenraum relativ leicht kenntlich ist, wurde der Name " distinctus " im 19. Jahrhundert, aber auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts insbesondere von britischen, aber auch einigen anderen Autoren auch auf Bradycellus sharpi JOY 1912 bezogen, der damals noch nicht als eigenständige Art erkannt war. Erst nach JOY' s Beschreibung wurden B. sharpi und B. distinctus von den meisten Autoren als separate Taxa unterschieden. Der hier untersuchte Syntypus, ein 5,8 mm grosses charakteristisches Weibchen, bestätigt die korrekte Interpretation von B. distinctus durch jüngere Autoren. Auch das von DEJEAN in der Beschreibung erwähnte kleine Exemplar aus Sardinien (MNHUB), über dessen Zugehörigkeit zu B. distinctus er sich nicht sicher war, gehört zu dieser Art.

Nach einem Einzelstück, das Godman auf der Azoren-Insel S. Miguel (Lagoa das Furnas) gesammelt hatte, wies CROTCH (1867: 369, 1870: 62) Bradycellus distinctus erstmalig für die Fauna der atlantischen Inseln nach. Dabei bemerkte er: "Compared with English examples, the elytra are more ventricose and have the interstices perceptibly flatter. If further material should show that it is really distinct, I shall propose the name " azoricus " for it.". BEDEL (1899: 152) führte das Taxon als "« azoricus » Crotch" in der Synonymie von B. distinctus . ALLUAUD beschrieb 1919: 252, ebenfalls von der Azoren- Insel S. Miguel, Bradycellus chavesi , den er auch mit B. azoricus verglich. Zum Status dieses Taxons bemerkte er: "D'ailleurs, si B. azoricus n'est pas autre chose qu'une variété de B. distinctus , il ne saurait être considéré comme spécifiquement décrit". Im Weltkatalog von CSIKI (1932: 1230) wurde B. azoricus als jüngeres Synonym von B. distinctus behandelt.

COLAS (1939:44), dem offensichtlich das von Godman gesammelte, aber auch ein weiteres Exemplar aus den Azoren-Aufsammlungen von Chopard und Méquignon vorlagen, betrachtete B. azoricus als Unterart von B. distinctus , die er durch breitere Körperform, stärker markierte Hinterecken des Pronotums, mehr gerundete Elytren, deutlich flachere Intervalle und den im Apikalteil schlankeren Aedoeagus von der Nominatform unterschied. Im seinem "Catalogue des Coléoptères Açoréens" nennt MÉQUIGNON (1942: 10) weitere von ihm selbst gesammelte Exemplare der Unterart von Sao Miguel und Graciosa. LINDROTH (1960: 19) verglich den " Typus " von B. azoricus CROTCH mit englischen Exemplaren von B. distinctus . Dabei sei B. azoricus durch flachere Elytrenintervalle und feinere Punktierung des Prothorax von B. distinctus zu unterscheiden, wobei diese Merkmale bei englischen Exemplaren variieren. Unterschiede im Bau des Aedoeagus und dessen Innensackstrukturen konnte LINDROTH nicht feststellen. Nach seiner Auffassung sei aber weiteres Material erforderlich, um den Status der Azoren-Population von B. distinctus zu klären. Nach LINDROTH fand die Art noch in verschiedenen Katalogen Erwähnung ( LORENZ 1998: 335, 2005: 356 und JAEGER & KATAEV 2003: 401) und wurde dort als jüngeres Synonym von B. distinctus geführt.

Wie eine kritische Betrachtung zeigte, ist der Name Bradycellus azoricus nicht durch CROTCH (1867: 369, 1870: 62) nomenklatorisch verfügbar. Obwohl CROTCH auf die Unterschiede des von ihm untersuchten Exemplars gegenüber englischen Stücken von B. distinctus hinwies, war es nicht seine Absicht ein neues Taxon zu etablieren. Er schlug lediglich vor, das Taxon B. azoricus nennen, falls weiteres Material deren Eigenständikeit erweisen würde. Seine Ausführungen entsprechen nicht den Anforderungen des Artikles 11.5. ( IKZN 2000), da CROTCH den Namen bei seiner Einführung nicht als gültig angesehen hat. Auch die späteren Zitierungen und Erwähnungen des Namens durch BEDEL (1899: 152), ALLUAUD (1919: 252) und CSIKI (1932: 1230) erfüllen nicht die Kriterien einer gültigen Beschreibung. Erst COLAS (1939: 44) bezog den Namen B. azoricus auf ein gültiges Taxon (Subspezies von B. distinctus ) und gab eine kurze Diagnose. Damit ist der Name B. azoricus durch COLAS 1939 verfügbar.

Der hier designierte Lectotypus, ein 5,2 mm grosses Männchen, ist schwach immatur, so dass Färbung und äussere Form des Aedoeagus nur eingeschränkt zu beurteilen sind. Wie auch schon von CROTCH, COLAS und LINDROTH festgestellt, ist das Exemplar durch relativ gedrungene, deutlich eiförmige Flügeldecken mit besonders flachen Intervallen und schwach eingeschnittenen Streifen ausgezeichnet. Die genannten Merkmale sind zwar beim Lectotypus besonders stark ausgeprägt, unterliegen aber auch bei anderen untersuchten B. distinctus -Populationen einen deutlichen Variabilität. Bezüglich aller anderen Merkmale, einschliesslich des etwas verformten Aedoeagus und dessen Internalsackstrukturen (Abb. 8-9) fällt das Exemplar aber in die Variationsbreite von Bradycellus distinctus , so dass hier die Synonmie mit dieser Art bestätigt werden kann. Ungeachtet dessen muss die Untersuchung weiteren Materials von Sao Miguel zeigen, ob die Azoren-Population hinsichtlich der beim Lectotypus auffällig ausgeprägten Merkmale konstant abweicht und möglicherweise subspezifisch zu separieren ist.

V e r b r e i t u n g:

Das Areal der atlantisch-holomediterran verbreiteten Art erstreckt sich von Nordwestafrika und den Azoren über die Iberische Halbinsel, entlang der Küstenregion von Atlantik und Nordsee bis nach Grossbritannien im Norden sowie den Niederlanden und Deutschland im Nordosten. Im nördlichen Mediterranraum ist B. distinctus von Spanien entlang der Meeresküste nach Zypern und Israel verbreitet.

Aus dem östlichen Mittelmeerraum sind bislang nur wenige Nachweise aus Albanien, Griechenland ( APFELBECK 1904: 209, SAHLBERG 1913a: 4, 1913b: 11 und JAEGER 1999: 966), Israel ( JAEGER 1990: 9) und von Kleinasien bzw. Zypern ( BAUDI DI SELVE 1864: 216) bekannt. Mit neuen Belegen von Kreta, Lesbos und vom Peloponnes sowie aus Israel können die bisher bekannten Funde ergänzt werden. Aus Kroatien und Bulgarien kann die Art hier erstmalig nachgewiesen werden.

U n t e r s u c h t e s M a t e r i a l:

K r o a t i e n: Poréc, IX. 1981, Popp (2 - SMNS)

A l b a n i e n: Scutari, Bojana (18 – MNHUB, DEI, NHMW, cJAE).

B u l g a r i e n: Sonnenstrand (= Slancev Brjag) IX. 2004, Röwekamp (2 – cHAN, cJAE)

G r i e c h e n l a n d: Kriti: Hania: Vulgaro [= Voulgaro], 23°42'/35°27, V. 1971, Malicky (8 – cSIE, cWRA). - Lassithi: Olous (Elunda), Ag. Nicolaos, V. 1997, Tessier (1 – cJEA). – Nissia Egeou: Lésvos: Lesbos, SE Kaloni (Saline & Strand) V. 1995, Erhard & Schmalfuss (2 – SMNS, cWRA). – Peloponissos: Lakonia: Githio, IV. 2003, Skoupý (1 – cSKO).

I s r a e l: Gilat, X. 1989, Müller (2 – ZSM; Nahal Alexander, II. 1997, Hoffmann (TAU).

ZSM

Bavarian State Collection of Zoology

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Coleoptera

Family

Carabidae

Genus

Bradycellus

Loc

Bradycellus (Bradycellus) distinctus ( DEJEAN 1829)

Jaeger, B. 2007
2007
Loc

Bradycellus distinctus ssp. azoricus

COLAS G 1939: 44
1939
Loc

Bradycellus azoricus

CROTCH G 1870: 62
1870
Loc

Bradycellus azoricus

CROTCH G 1867: 369
1867
Loc

Acupalpus distinctus

DEJEAN P 1829: 470
1829
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