Pinguicula leptoceras Rchb.

Hess, Hans Ernst, Landolt, Elias & Hirzel, Rosmarie, 1976, Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 3. Plumbaginaceae bis Compositae (2 nd edition): Lentibulariaceae, Birkhaeuser Verlag : 263

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.292249

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/C0EC1DB5-F496-B62A-66BB-5AEC90A6C375

treatment provided by

Donat

scientific name

Pinguicula leptoceras Rchb.
status

 

Pinguicula leptoceras Rchb.

Dünnsporniges Fettblatt

Wurzeln 1 jährig, dünn, weiß, am Ende nicht verzweigt. Keine deutlich entwickelten Blütenanlagen in den Winterknospen. Äußerste Schuppenblätter an der Winterknospe kürzer als die innern (bei den andern Arten etwa gleich lang!). Blätter oberseits auf dem Mittelnerv mit kopfigen Drüsen; Umrollung des Blattrandes oft unterbrochen. Unterlippe des Kelchs bis auf ⅓ 2teilig, oft bis zum Grunde geteilt; Abschnitte lanzettlich, spreizend (Winkel etwa 90°). Krone bei den Pflanzen des Gebiets blauviolett, auf der Unterlippe meist mit 1 - 3 weißen Flecken, zusammen mit dem Sporn 1,5 - 3 cm lang. Neigung der Oberlippe sehr variabel; Abschnitte der Unterlippe rundlich, sich teilweise überdeckend; Sporn etwa ⅓ so lang wie der übrige Teil der Krone und mehrmals so lang wie der Durchmesser des Sporns am Grunde. Kapsel höchstens 2mal so lang wie dick, meist kugelig. - Blüte: Früher Sommer.

Zytologische Angaben. 2n = 32: Material aus den Seealpen (Contandriopoulos 1962), aus Österreich (Casper 1966).

Standort. Subalpin und alpin (1500-3000 m). Kalkhaltige oder kalkarme, feuchte Böden. Hang- und Flachmoore (Caricetum Davallianae [Br.-Bl.] W. Koch 1926, Caricetum fuscae Br.-Bl. 1915), Bachränder, Zwergstrauchheiden, Gletschermoränen. Nach Contandriopoulos (1962) eher auf sauren Standorten, was nach Steiger (1970, 1972) für das Gebiet zutrifft. Casper (1966) erwähnt jedoch auch das Vorkommen auf kalkreichem Boden, was nach Steiger (1972) vor allem in den Cottischen und den Seealpen oft der Fall ist.

Verbreitung. Alpen-Pflanze: Von den Seealpen bis ins Tirol und Tal der Piave, isoliert in den Apuanischen Alpen. Verbreitungskarte von Casper (1966). Alle Angaben aus dem Jura, den Pyrenäen, der Sierra Nevada und den Balkangebirgen sind falsch (sie beziehen sich auf P. vulgaris , P. grandiflora , P. longifolia Casper , P. nevadensis Casper , P. balcanica Casper ). - Im Gebiet: Grajische Alpen, Savoyen, Alpen von Bex, Walliser Alpen (wahrscheinlich nur südlich des Rhonetals), Grimsel, Gotthard, Tessin, Gebiet des Comersees, Graubünden, Veltlin, Vorarlberg, Tirol.

Bemerkungen. Die Verbreitung von P. leptoceras ist genauer festzustellen, besonders in den Nordalpen. So wäre z. B. in den Berner Alpen zu untersuchen, wie weit die Art von der Grimsel her nach Westen kommt; die westlichsten sicheren Standorte liegen dort nach Steiger (1972) bei "Im Wang" am Oberaarsee und am Gauligletscher. Vermutlich beruhen die Angaben westlich des Jungfraumassivs auf einer Verwechslung mit P. vulgaris . Relativ wenig gesichert ist ferner die Nordgrenze der Art in der Innerschweiz, in Graubünden und Österreich. P. leptoceras ist polymorph. Während im Engadin einfarbig violettblaue Exemplare nicht selten und solche mit nur einem weißen Fleck häufig sind, haben auf der Grimsel (woher der Holotypus stammt) die meisten Blüten 3 weiße Flecken auf der Unterlippe. Vom Mont Blanc nach Süden (Monte Viso, Seealpen) nimmt die Größe der weißen Flecken deutlich zu, die Blütenfarbe wird heller und der Sporn dicker (Steiger 1972). Alle Standortangaben unterhalb 1500 m sind wahrscheinlich auf Verwechslungen mit P. vulgaris zurückzuführen.

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