Epeoloides coecutiens

Ebmer, Andreas W., Ockermüller, Esther & Schwarz, Martin, 2018, Neufunde und bemerkenswerte Wiederfunde an Bienen in Oberösterreich (Hymenoptera: Apoidea), Linzer biologische Beiträge 50 (1), pp. 353-371 : 362-366

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.3985727

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.4332877

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https://treatment.plazi.org/id/59118795-CE16-FFF7-47BB-1BF0FE8D64BE

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Epeoloides coecutiens
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Epeoloides coecutiens View in CoL (FABRICIUS, 1775) – Neufund für Oberösterreich

N a c h w e i s: Linz-Urfahr, Katzbach, Burgstaller-Wald, N48°20‘ E14°20‘, 18.7.2017, 1♂, leg. W. Kerschbaum, (syntop mit einem Macropis europaea View in CoL ♀), det. A.W. Ebmer (coll. Kerschbaum).

Epeoloides coecutiens View in CoL war nach GUSENLEITNER et al. (2012: 96) von allen österreichischen Bundesländern genannt, ausgenommen Tirol und Oberösterreich. Obiger Fund gelang eher zufällig, weil ein Kollege aus unserer Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am Biologiezentrum, Herr Walter Kerschbaum, seine Waldparzelle in Katzbach, am Beginn der Bundesstrasse 125 Richtung Gallneukirchen, bezüglich aller Insektengruppen untersuchen möchte. Denn diese seltene parasitische Schmuckbiene wurde von den Apidologen in Oberösterreich nicht mehr gesucht, galt sie doch als hier nicht vorhanden. So sagte Prof. Hermann Priesner, der Altmeister der Hymenopterologen in Linz, vor Jahrzehnten zu Ebmer: " Epeoloides View in CoL kommt in Österreich nur im Osten vor." Dazu kommt, dass die meist herumstreunenden ♂♂ viel seltener gefunden werden, oft abseits der Gebiete der Wirtsbiene wie der Erstfund in Kärnten ( EBMER 1995: 275) in St. Georgen südlich Bleiburg am 27.7.1994 zeigt, als in der ganzen Umgebung weder Lysimachia View in CoL noch eine Macropis View in CoL zu finden war.

Über die Seltenheit und Häufigkeit von Epeoloides coecutiens View in CoL gibt es divergierende Angaben in der Literatur. STOECKHERT (1933: 190) zählt sie zu den seltensten Bienen. Obwohl die beiden Wirtsbienen Macropis europaea View in CoL WARNCKE, 1973 (damals noch M. labiata View in CoL genannt) und Macropis fulvipes View in CoL in dem von ihm besonders bearbeiteten Gebiet von Erlangen ( Deutschland, Bayern) immer häufig waren, kamen ihm in all den vielen Jahren nur 4♀♀ von E. coecutiens View in CoL ins Netz. Andererseits berichtet er von einem zahlreichen Vorkommen bei Bautzen (Sachsen) durch W. Baer und "die meisten Tiere in den deutschen Sammlungen stammen aus diesem reichen Beutezug."

Die Dynamik zwischen Wirtsbiene und Brutparasiten wurde von KNERER (1973) am Beispiel von Lasioglossum malachurum vor allem an vier Plätzen in Südfrankreich intensiv untersucht. Beim Anwachsen einer Kolonie sozialer Bienen nehmen die parasitischen Insekten so sehr zu, dass selbst seltenste Arten gleichsam aus dem "Nichts" erscheinen, tatsächlich in winzigsten Populationen unterhalb der Nachweisgrenze durch die Entomologen immer vorhanden waren. Mit dem Niedergang der Wirtsbienenpopulationen durch ein Übermass an Brutparasiten brechen auch die Populationen der Brutparasiten selbst zusammen. Diese Dynamik dürfte bei Epeoloides besonders ausgeprägt sein und führt zu ihrer beobachteten grossen Seltenheit und andererseits auch wieder zu stärkeren Populationen wie aus Nordwestdeutschland und Baden-Württemberg ( WESTRICH 1989: 628) berichtet.

Als sichere Wirtsart für Epeoloides gilt nach Literaturangaben Macropis europaea , die eher die unteren Lagen entlang von Feuchtbiotopen mit Lysimachia vulgaris besiedelt. Als wahrscheinliche Wirtsart gilt Macropis fulvipes (FABRICIUS, 1804), die als waldaffin erwiesen ist und auch in Oberösterreich eher die höheren Lagen besiedelt. Instruktive Artportraits beider Arten gibt WESTRICH (2011: 69-71).

Es besteht aber die begründete Annahme, dass Epeoloides bei allen drei westpaläarktischen Macropis -Arten als Brutparasit lebt: Der Erstautor fand alle drei Arten, also dazu die seltene, in Europa vorzugsweise balkanisch verbreitete Macropis frivaldszkyi MOCSÁRY, 1878, syntop mit Epeoloides coecutiens in Nordgriechenland (Neufund für Griechenland!), Nomos Kavala, Pangaio, Fagus -Zone, N40°53‘08‘‘ E24°09‘38‘‘, 1150 m, 29. und 30.7.1989. Beide Arten waren ziemlich gleich häufig vertreten, als Belegexemplare wurden mitgenommen: M. fulvipes 2♀♀, 6♂♂ und M. frivaldszkyi 2♀♀, 1♂, dazu E. coecutiens 2♀♀. M. europaea war dort eindeutig die seltenste der drei Arten. Erst am 24.7.1992 konnte ein ♀ nachgewiesen werden, dazu auch wieder die beiden vorigen Arten. Die Auffahrt von Eleftheroupoli zum Pangaio war damals eine abenteuerliche Schotterpiste, ein Stück führte sogar durch ein Bachbett steil aufwärts; nach rechts, also Richtung Norden, zweigt in 1150m Höhe eine kurze Seitenpiste ab, damals ein Blumenparadies mit seltenen Bienenarten wie Lasioglossum buccale ♀♀ ♂♂ in Anzahl an Digitalis viridiflora. Beim letzten Besuch am 18.6.2012 war die Auffahrt nun zu einem neuen Schizentrum asphaltiert und dieser Seitenstichweg völlig von Bäumen verwachsen, und es konnte nur mehr ein herumstreunendes E. coecutiens ♂ gefunden werden. Macropis fulvipes und M. frivaldszkyi konnten an Lysimachia im Jahr 2012 an offener Stelle etwas höher in 1270m, N40°54‘46‘‘ E24°08‘12‘‘ nachgewiesen werden. Alle drei Macropis -Arten flogen ebenfalls syntop im Nomos Chalkidiki, am Cholomondas SW Arnea, 930 m, Fagus -Zone, N40°27‘57‘‘ E23°34‘00‘‘, 21.6.2012, leg. A.W. Ebmer, aber E. coecutiens konnte dort (noch) nicht gefunden werden.

Epeoloides coecutiens folgt den Wirtsarten wie oft nicht in deren ganzes Verbreitungsgebiet. Die Angaben von POPOV (1958: 447) sind die ersten und bisher einzigen, die über den engen mitteleuropäischen Horizont hinausblicken: Wir folgen hier der englischen Version, weil das russische Original sprachlich schwer zugänglich ist. Popov meldet E. coecutiens von Frankreich, Holland, Norddeutschland, Finnland, Schweiz, "Tyrol", Jugoslawien, Tschechoslowakei, Polen; aus der (damaligen) Sowjetunion von den Regionen von Kaliningrad (Königsberg), Baltikum, Leningrad, Minsk, Stanislaw (heute Ukraine, Ivano-Frankovsk), Tatarstan, West-Kasachstan. An neuen Funden nennt er die Regionen von Novgorod, Jaroslaw, Chmelnitskiy ( Ukraine), Nikolaev, Charkov, Lugansk. Die beiden östlichsten Fundorte liegen in NW-Kasachstan (Orel) und in der Republik Daghestan (Derbent).

Damit nicht endlos abgeschrieben wird: Die Nennung E. coecutiens aus " Tyrol " ohne Ortsangabe geht auf FRIESE (1895: 214) zurück und konnte auch für Südtirol nie bestätigt werden. Im Gegenteil: In Südtirol sind die beiden Macropis -Arten sehr selten. Macropis fulvipes konnte erstmals vom Völser Weiher, 27.7.2007, 1♀ entdeckt werden ( KOPF 2008: 437). Von M. europaea (unter M. labiata ) gab es nur eine alte Meldung von Sigmundskron bei Bozen ( SCHLETTERER 1887: 12); 1♂ von Bozen, leg. Kohl, steckt im Naturhistorischen Museum in Wien. Am damaligen Fundort ist die Art heute verschollen, das Ufer der Etsch hart verbaut, Autobahn mit Auf- und Abfahrten und Gewerbe versiegelten den Boden. Nach über 100 Jahren wurde sie wieder in Südtirol gefunden: östlich Eyrs im Vinschgau, N46°37‘22‘‘ E10°39‘24‘‘, Erlenwaldrand, 17.7.2014, 1♂, leg. A.W. Ebmer.

Weil verschiedene Irrtümer durch unkritisches Abschreiben immer noch in der Literatur zu finden sind, benötigt es auch einige Klarstellungen zur Verbreitung der drei Macropis -Arten, die auf Untersuchungen einschliesslich entsprechender Typen zurückgehen ( EBMER 2006: 574-578, 592-593): Alle drei in Europa vorkommende Macropis- Wirtsarten sind klassische west paläarktische Arten der gemässigten eurosibirischen Zone, deren östliche Verbreitungsgrenze westlich des Altai liegt. Nur in seltenen Fällen erreichen westpaläarktische Arten der gemässigten Zone das Westufer des Baikal-Sees, wie Halictus maculatus (Baikal, östl. Ust-Urda, N52°50‘25‘‘ E104°47‘14‘‘, 26.6.2011, 1♀, leg. Liebig, det. A.W. Ebmer, hier erstmals publiziert). Die westpaläarktischen Arten der südlich warmen und warm-gemässigten Zone erreichen ihre Ostgrenze im Iran, Elburs und Kopet Dag, worauf schon BLÜTHGEN (1937: 105-106) hingewiesen hat, eine Publikation, die bisher leider weitgehend ignoriert wurde.

Macropis europaea hat die grösste West-Ost-Verbreitung: Von Portugal (Serra Estrella, 1450m, N40°24‘ W07°35‘, 16.7.2009, 1♀, leg. Bartak, coll. OÖLM) und Südost- England quer über den Kontinent, nördlich bis Finnland, südlich bis Nord-Griechenland, bisher nicht aus der Türkei bekannt, nach POPOV (1958: 434) östlich in Nord- Kasachstan, Kokchetav N53°18‘ E69°25‘. Nun erhielt der Erstautor ein Exemplar vom klassischen Ostrand der westpaläarktischen Arten aus Sibirien, ca. 230 km SE Barnaul, N51°38‘ E85°45‘, 347m, das ist in den Ausläufern des Altai knapp N Russkiy-Komlak, 20.7.2000, 1♂, (an Lysimachia ), leg. Nikel.

Macropis fulvipes View in CoL ist von Zentralspanien (Cuenca, 1♂, altes Exemplar, unleserliches Datum, coll. Warncke) ebenfalls quer über den Kontinent, nördlich bis Finnland, südlich in Griechenland bis zur Vardousia (Nomos Fthiotis, 1 km E Dafni, 950m, N38°46‘ E22°09‘, 20.6.1993, 3♂♂, leg. Rausch, coll. OÖLM) und in den Norden der Türkei (Trabzon, Rize, Kars, Sarikamis, Artvin, coll. OÖLM) und Kaukasus, östlich nach POPOV (1958: 435) bis in den Altai kraj, Barnaul, N53°21‘ E83°15‘, verbreitet. Die Art ist nicht transpaläarktisch, obwohl das nach wie vor abgeschrieben wird. Aus dem russischen Fernen Osten gibt es zwei Fundmeldungen: Aus dem Ussuri kraj von Gussakovskij, doch nennt er die Exemplare als "nicht sehr typisch", sowie Macropis fulvipes View in CoL amurensis POPOV, 1958, ♂. Die Typen wurden von EBMER (2006: 574-575) untersucht und wichtige Details fotografisch publiziert: Die Exemplare sind eine kontinentale Subspezies der japanischen (Hokkaido) Macropis dimidiata View in CoL YASUMATSU & HIRASHIMA, 1956. Diese ist im ♂ ähnlicher M. europaea View in CoL , sodass die Bemerkung von Gussakovskij verständlicher wird. Aus der Ostpaläarktis gibt es in den publizierten Artenlisten sowohl vom Kontinent als auch aus Japan (z. B. IKUDOME 1994) keine Meldung einer Epeoloides View in CoL .

Macropis frivaldszkyi View in CoL ist eindeutig die mit Abstand seltenere westpaläarktische Art. Viele Apidologen haben die Art lebend noch nie gesehen, geschweige fotografiert, sodass in dieser Publikation erstmals Fotos publiziert werden. Macropis frivaldszkyi View in CoL ist etwas südlicher als die beiden anderen Arten verbreitet, in Europa eher in der illyrischen Waldzone, erreicht aber auch Sibirien (Fundort siehe unten). Daher werden vor allem neue Fundorte publiziert, aber auch ältere kritisch gesichtet; alle Exemplare mit genauen Daten sind vom Erstautor überprüft.

L o c u s t y p i c u s: Mehadia (heute SW-Rumänien, Orşova, oberhalb des Eisernen Tores) N44°53‘ E22°20‘.

Ungarn: Budapest.

Kroatien: Fiume und Agram (heute Rijeka und Zagreb) ( FRIESE 1901: 183).

Italien: Triest, Muggia, 9.7.1886, 1♀, 20.6.1897, 1♀, leg. Ducke, coll. Warncke.

Bulgarien: Sofia, 24.6.1914, 1♂, leg. Ramme. Kamtschia, 29.5.- 13.6.1972, 2♀♀ 3♂♂, leg. Bleyl ; Rodopi, Galabovo , 18.6.1996, 2♂♂, leg. Pádr ; Slncev Brjag , Juli 1972, 11♂♂, leg. Kocourek, 2.7.1978, 1♂, leg. Pádr, coll. Warncke ; Sliven, 1000 m, 25.6.1975, 1♀, leg. Rausch (coll. AE) .

Makedonien: Orce Nikolov bei Ochrid , 15.6.1966, 1♂, leg. Königsmann, coll. Warncke ; 30 km E Pletvar , 25.6.1990, 1♂, leg. Tiefenthaler, (coll. OÖLM) .

Griechenland: Florina , 3.6.1964, 1♂, leg. Grünwaldt. Chalkidike, Olimbias, 4.6.2000, 1♀, leg. Zarre, (coll. OÖLM) ; Pangaio und Cholomondas – siehe oben; Florina , 6.6.1964, 1♂, leg. E. Grünwaldt ; Rodopen, Pass N Livaderó, 950m, Quercus/Fagus/Castanea -Zone, N41°18’22’’ E24°12’58’’, 17.6.2012, 1♀; Nomos Ioanina, Brücke von Kipi, 730m, N39°51‘42‘‘ E28°47‘15‘‘, Carpinus orientalis - Zone, 12.6.2010, 4♂♂, bisher südlichste Funde in Europa, leg. A.W. Ebmer (coll. AE) GoogleMaps .

Türkei: Ispir , 14.8.1972, 2♀♀ 1♂, leg. Warncke ; Konya, Taşkent , 6.8.1984, 1♀, Sammler unbekannt ; Hakkari, Stadtrand , 1800 m, 24.7.1988, 1♂, leg. Schmid-Egger, coll. Warncke.

POPOV (1958: 435) bringt vier Funde aus dem Osten der Verbreitung: Krim: Terke, Jaila. Kazachstan: Berchogur, N48°27‘ E58°43‘ GoogleMaps ; Akmolinsk Region (heute Astana), N51°10‘ E71°28‘ GoogleMaps Sibirien, Krasnojarsk, N56°05‘ E92°46‘ GoogleMaps .

Diese Publikation wurde von WARNCKE (1973) nicht beachtet und MICHEZ & PATINY (2005) haben neben vielen anderen Fehlern, die hier nicht erörtert werden sollen, die für die Gesamtverbreitung unerlässlichen östlichen Funde nicht in ihre Verbreitungskarten aufgenommen.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Hymenoptera

Family

Apidae

Genus

Epeoloides

Loc

Epeoloides coecutiens

Ebmer, Andreas W., Ockermüller, Esther & Schwarz, Martin 2018
2018
Loc

Macropis europaea

Warncke 1973
1973
Loc

M. europaea

Warncke 1973
1973
Loc

Macropis dimidiata

Yasumatsu & Hirashima 1956
1956
Loc

Epeoloides

Giraud 1863
1863
Loc

Epeoloides

Giraud 1863
1863
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