Potentilla L.

Hess, Hans Ernst, Landolt, Elias & Hirzel, Rosmarie, 1976, Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 2. Nymphaceae bis Primulaceae (2 nd edition) (p. 956): Rosaceae, Birkhaeuser Verlag : 404-380

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.292251

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/4F6FC4F7-B860-7F5B-C464-A5259217FC30

treatment provided by

Donat

scientific name

Potentilla L.
status

 

Potentilla L.

Fingerkraut

Ausdauernde Kräuter, selten 1- oder 2 jährig ( P. supina ) oder strauchförmig und verholzt ( P. fruticosa ). Rhizom oft unterirdisch verzweigt. Grundständige Blätter eine Rosette bildend, zur Blütezeit meist noch nicht abgestorben, mit 1-20 cm langen, meist behaarten Stielen, an deren Grund 2 im untern Teil mit dem Blattstiel verwachsene Nebenblätter vorhanden sind (Form derselben für die Unterscheidung der Artengruppe der P. verna von den verwandten Arten wichtig); Blätter mit 3-7 radiär angeordneten Teilblättern oder 1fach gefiedert (stets mit einem Endteilblatt), sehr unterschiedlich behaart; Teilblätter mit gezähntem Rand bis fiederteilig. Stengel in den Blattachseln oder endständig, aufrecht, bogig aufsteigend oder niederliegend, beblättert, meist verzweigt, wenig- bis vielblütig. Blüten zwitterig, gelb oder weiß, selten rot ( P. nitida ); Durchmesser meist 0,8-2,5 cm, selten bis 4 cm. Außen- und Innenkelchblätter je 5; Kronblätter 5, selten kürzer, bis 2mal so lang wie die Kelchblätter, nach der Blüte abfallend. Staubblätter 10-30, meist etwa 20; Staubfäden meist kahl (Ausnahmen: P. caulescens , P. micrantha ), fadenförmig (Ausnahme: P. micrantha ); Staubbeutel (Antheren) nach innen, den Griffeln zugewendet (Ausnahme: P. grandiflora ). Früchtchen zu 10-50 auf meist behaartem, schwammigem oder korkigem, nicht fleischigem Blütenboden, 1samig, hart, meist kahl, bei einigen Arten behaart (Behaarung gleichmäßig und locker über die ganzen Früchtchen, oder Früchtchen an bestimmten Stellen behaart); Griffel meist fast endständig, selten seiten- oder grundständig, nach dem Grunde verschmälert oder verdickt, seltener überall gleich dick, kürzer bis viel länger als die reifen Früchtchen.

Die Gattung Potentilla ist auf der nördlichen Hemisphäre verbreitet; die südliche Hemisphäre besitzt keine eigenen Arten, wenige Arten sind dorthin verschleppt. Wolf (1908) hat die Gattung monographisch bearbeitet und unterscheidet 306 Arten. Europa hat nach demselben Autor 90 Arten, Asien 165 und Nordamerika 98 Arten, die dort vor allem im Westen verbreitet sind; Nordamerika besitzt bloß 2 gemeinsame Arten mit der Alten Welt (zudem einige verschleppte Arten). Die Monographie von Wolf (1908) ist heute noch grundlegend. Seither haben zahlreiche zytologische Untersuchungen und Kreuzungsversuche aufgezeigt, weshalb viele Arten und Artengruppen auf rein morphologischer Grundlage nicht befriedigend zu fassen und zu gliedern sind: Apomiktische Fortpflanzung ist die Regel. Von den 306 Arten sind bei weniger als der Hälfte die Chromosomenzahlen bekannt; bei mehreren Arten ist die Fortpflanzung experimentell untersucht worden. Chromosomengrundzahl ist n = 7; polyploide Reihe von 2n = 14-84. Experimentell ist bei unsern Arten die Fortpflanzung in den Artengruppen der P. argentea und der P. verna und bei einigen verwandten Arten sehr eingehend untersucht worden ( Häkansson 1946, Hunziker 1954, Müntzing 1928, Müntzing 1931a, Müntzing und Müntzing 1941, Popoff 1935, Rutishauser 1943a b c 1945a b c 1946a b c 1947, Smith 1963): Die Embryosäcke mit nicht reduzierter Chromosomenzahl entwickeln sich bei P. argentea , P. canescens und P. praecox (Sippe von P. verna ) in der Regel aus vegetativen Zellen der Chalaza (somatische Aposporie), jene von P. verna meist aus generativen Zellen des Archespors (generative Aposporie oder Diplosporie).

Die Entwicklung der Embryosäcke ist abgeschlossen, bevor die Staubbeutel platzen. Meist geht die Entwicklung des Embryosackes auch ohne Bestäubung weiter bis 100-200 Kerne vorhanden sind, dann stirbt der Embryo ab, wenn keine Bestäubung erfolgt ist. Für die Entwicklung keimfähiger Samen ist in allen Fällen eine Bestäubung notwendig, da der sekundäre Embryosackkern, aus dem sich das Endosperm entwickelt, stets durch einen Pollenkern (diese haben die reduzierte Chromosomenzahl) befruchtet werden muß. Die gelegentlich entstehenden echten Bastarde zwischen apomiktischen Arten können normal sexuell oder apomiktisch sein. Selten ( P. canescens ) werden auf derselben Pflanze Embryosäcke mit reduzierter und nicht reduzierter Chromosomenzahl gebildet, so daß bei Kreuzungen 2 Bastardtypen mit verschiedenen Chromosomenzahlen und zudem muttergleiche Individuen entstehen. Rassen, die vollständig sexuell sind, sind in den erwähnten Artengruppen selten. Die Vererbung der Fortpflanzungseigenschaften (Apomixis beruht auf rezessiven Genen) ist untersucht worden von Rutishauser (1947), Hunziker (1954) und Rutishauser und Hunziker (1954). In den Meiosen treten neben normalen, bivalenten Chromosomen in wechselnder Anzahl univalente, trivalente und quadrivalente Chromosomen auf.

Untersuchungsmaterial

Für die Bestimmung der Arten sind die ganzen Pflanzen mit Blüten und Früchtchen notwendig. Merkmale, die nur mit Lupen sichtbar sind, haben sich für die Einteilung und Unterscheidung der Arten als wichtig erwiesen, So sind für die Beurteilung der Griffelformen und der Behaarung Binokularlupen oder Mikroskope notwendig, mit denen wenigstens bis 50fach vergrößert werden kann und die eine zweckmäßige Auflichtbeleuchtung (senkrecht bis parallel zur Beobachtungsrichtung) erlauben. An Herbarmaterial müssen gelegentlich Blüten aufgekocht werden (50% Alkohol), damit die Griffelform sicher erkannt werden kann. Der Bestimmungsschlüssel ist so angelegt, daß die Arten und Artengruppen auch mit einer 10fach vergrößernden Lupe sicher bestimmt werden können. Höhere Vergrößerungen sind jedoch für die Bestimmung der Arten in der Gruppe der P. verna und deren Bastarde notwendig.

Kingdom

Plantae

Phylum

Tracheophyta

Class

Magnoliopsida

Order

Rosales

Family

Rosaceae

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