Tectocepheus

Weigmann, G. & Miko, L., 2006, Hornmilben (Oribatida) [pages 213 to 260], Hornmilben (Oribatida) [Dahl, Tierwelt Deutschlands, Teil 76], Keltern: Goecke & Evers, pp. 213-260 : 253-255

publication ID

Weigmann2006pp213to260

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.6254892

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/44FEE8F6-04E9-7925-6179-FA9A8244CBF9

treatment provided by

Thomas

scientific name

Tectocepheus
status

 

Tectocepheus View in CoL Berlese, 1895

Typ: Tegeocranus velatus Michael , 1880.

Diagnose: Kutikula mit grob-körnigem Cerotegument; Lam mit ± langen Csp; Trl als Linie; in klein; PD vorn zwischen den Lam erhöht, seitlich flacher; Schulterecken mit ± dreieckigen, kleinen Ptm; NG ohne Lenticulus, Vorderrand zu PD offen; 10 kleine ng, 6 g, 1 dg, 3 ad, 2 an; B 1-krallig.

Während T. minor in der neueren Literatur nicht als Art umstritten ist, sind Arten der velatus-Gruppe wegen ihrer Variabilität und Ähnlichkeit zueinander in ihrem taxonomischen Status unterschiedlich interpretiert worden. Ältere Autoren haben die in Deutschland vorkommenden Arten - nur diese werden hier besprochen - mehrfach als gute Arten bzw. Unterarten definiert und wiederbeschrieben (Haarlov 1952; Knülle 1954b; Sellnick 1960; Bernini 1973a). Im Gegensatz dazu kam Nübel-Reidelbach (1994) zum Ergebnis, daß alle beschriebenen Arten der Gruppe nur Varietäten von T. velatus seien, die ein Merkmalskontinuum bilden würden; leider hat sie jedoch nicht dargestellt, welche Merkmalsausprägungen jeweils zu welchen Formgruppen im engeren Sinn, wie tenuis , velatus , sarekensis , gehören, sondern alles als ein großes Kontinuum dargestellt: so werden durch inhomogenes Datenmaterial Scheinkorrelationen erzeugt. Eine neuere biometrische Analyse von " T. velatus " und " T. sarekensis " im Sinne von Knülle ergab hingegen, daß verschiedene Populationen aus Zentraleuropa unabhängig von ihrer Herkunft zwei geschlossene Ahnlichkeitsgruppen bilden, die jeweils alle Individuen vom velatus-Typ bzw. vom sarekensis-Typ einschließen (Weigmann 2002a). Eine dritte Gruppe beinhaltet alle Individuen aus einer tenuis-Population. Dies würde für gute Arten sprechen, zumal an mehreren Standorten zwei Typen gemeinsam vorkommen, ohne daß intermediäre Formen existieren. Jedoch sind die Merkmalskombinationen der beiden Typen "velatus'' und " sarekensis " in einigen südeuropäischen und in außereuropäischen Populationen (vgl. Bayartogtokh 1998 und Fujikawa 1988, 1995, 1999) nicht konstant miteinander verknüpft.

Bei diesen morphologischen und taxonomischen Problemen ist zu berücksichtigen, daß die Arten durchwegs parthenogenetisch sind ( Männchen sind in der Gattung extrem selten). Damit entfällt eine Möglichkeit, durch Kreuzungsexperimente den Artstatus zu überprü- fen. Deshalb wird vorläufig angenommen, daß innerhalb des gesamten velatus-Komplexes parthenogenetische Clon-Gruppen vorkommen, die sich partiell morphologisch unterscheiden können. Da jedoch in Zentraleuropa fünf halbwegs geschlossene und morphologisch charakterisierbare Formengruppen vorkommen ( velatus s. str., alatus , sarekensis , tenuis und knullei ), deren Populationen auch ökologisch unterschiedlich sind, wird von Unterarten (im Sinne geographischer Rassen) einer Großart " T. velatus " ausgegangen, die möglicherweise isoliert evoluierten und nachträglich partiell syntop wurden. Wegen der parthenogenetischen Fortpflanzungsweise können weder Kreuzungen zwischen den "Formen" entstehen, noch Merkmalsvermischungen in gemeinsamen "Populationen" stattfinden.

Die Variabilität innerhalb dieser Gruppen ist geringer als zwischen den Gruppen; jedoch findet man besonders bei T. velatus velatus und T. velatus sarekensis relativ häufig abnorme teratologische Cuspis-Ausbildungen (vgl. dazu Fujikawa 1988, 1995, 1999; Bayartogtokh 1998, Nübel-Reidelbach 1994). Man sollte bei solchen Befunden immer eine gesamte Population ansehen, um individuelle Abweichungen von solchen einer Clon-Gruppe zu unterscheiden. So werden die "Arten" T. conjunctus Knuelle , 1954 und T. translamellatus Knuelle , 1954 als teratologische Einzelindividuen innerhalb von T. velatus -Populationen erkannt. Es kommen offensichtlich in Europa noch weitere "Morphen" vor, deren Artstatus noch zu klären wäre (z. B. T. alatus Berlese , 1913 sensu Haarlov 1952). Die Verbreitungsangaben der Arten, speziell außereuropäische Funde ohne morphologische Charakteristika, bedürfen einer Überprüfung.

1. Cuspis distal mit 1 Innen- und 1-2 Außenzähnen, Lamellarborste steht in der Mitte oder am Innenrand der Cuspis [136b]; Lyrifissur iad parallel zu Analplatten-Seitenrand, sie stehen etwa rechtwinklig zueinander [136c]; Ventralplatte am oberen Ende der Carina circumpedalis mit einer Ecke, die auch von oben erkennbar ist [136a: Pfeil]. (+) Vorderrand des Rostrums mit oder ohne Incisuren; Interlamellarfeld ohne Längsstreifung; Notogaster ohne paarige Dellen; Körperlänge 220-340 µm. [136a-c] .............................................................. Tectocepheus minor Berlese , 1903

Cuspis ohne Außenzahn, distal sehr schmal bis breit gerundet, Lamellarborste steht am Außenrand der Cuspis; Lyrifissur iad vox den Analplatten, sie stehen etwa quer zur Längsachse [136e]. (+) Carina circumpedalis kurz, oben keine Ecke der Ventralplatte bildend (77 velatus-Gruppe) ....................................................................................2

2. (1) Cuspides breit hakenförmig, die Innenspitzen berühren oder überlappen sich [137g,h]. (+) Interlamellarfeld mit Längsstreifung; Notogaster meist mit 3 Dellenpaaren (Lateralsicht!) von vorn bis zur Mitte; Körperlänge 320-365 µm............................................................. Tectocepheus velatus knullei Vanek , 1960

- Cuspides nicht hakenförmig, weit voneinander entfernt .........................................3

3. (2) Cerotegument mit sehr auffälligen dunklen Körnchen besetzt, daneben die normalen kleinen, transparenten Körnchen [136g]; Cuspides in vorderer Hälfte sehr schmal, kaum breiter als Lamellarborsten, nach innen gebogen [136h]. (+) Notogaster oval, hinter den Schulterecken meist deutlich schmaler als in der Mitte; schräge Chitinleisten vor den Interlamellarborsten sehr deutlich; Notogaster ohne Dellen; Körperlänge 295-340 µm [136g,h] ................................................................. Tectocepheus velatus alatus Berlese , 1913

- Cerotegument ohne auffällige dunkle Körnchen, nur mit den normalen transparenten Körnchen; Cuspides in vorderer Hälfte nicht sehr schmal .......................................4

4. (3) Interlamellarfeld mit Längsstreifung unter dem groben Cerotegument [137e]; Cuspides distal breit gerundet, nicht distal schmäler werdend, Innenseiten meist nach innen gebogen [137f]; Notogaster meist mit 3 Dellenpaaren (2-4; Lateralsicht!) von vorn bis zur Mitte [137d]; Körperlänge 295-360 µm. [137d-f] ....................................................... Tectocepheus velatus sarekensis Trägardh, 1910

- Interlamellarfeld ohne Längsstreifung; Cuspides distal meist schmäler werdend, Innenseiten meist divergierend [136f, 137b]; Notogaster ohne oder nur mit einem deutlichen Dellenpaar vorn zwischen den Pteromorphen........................................5

5. (4) Cuspis vorn sehr schmal, spitz zulaufend [136f]; Notogaster ohne Dellenpaar vorn zwischen den Pteromorphen; Körperlänge 240-270 µm. [136d-f] .............................................................. Tectocepheus velatus tenuis Knuelle , 1954

- Cuspis vorn gerundet [137b]; Notogaster mit einem deutlichen Dellenpaar vorn zwischen den Pteromorphen [137c: Pfeilkopf]; Körperlänge 280-320 µm. [137a-c] ....... ........................................................... Tectocepheus velatus velatus (Michael, 1880)

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