Narycia duplicella (GOEZE, 1783)

Hauser, E., 2014, Die " Seelchen " Oberösterreichs mit Angaben zur Determination und Taxonomie (Lepidoptera, Psychidae), Linzer biologische Beiträge 46 (2), pp. 1041-1086 : 1046-1047

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https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5306971

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https://treatment.plazi.org/id/039EEA39-B34C-C83D-F4FF-FDAC2DF2A15A

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Marcus

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Narycia duplicella (GOEZE, 1783)
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Narycia duplicella (GOEZE, 1783) View in CoL

Q u e l l e n f ü r O Ö: KUSDAS & REICHL (1974: 226), MACK (1985: 158) und HAUSER (1989a: 20; 1989: 114; 1994a: 242): unter Narycia monilifera GEOFFR. ; HE (leg. Hauser): 4 Falter e.l. 1994 Steyr-Bierhäuslberg, 1 Falter e.l. 2012 Saass bei Steyr, mehrfach Falter e.l. 1980er Jahre aus Wolfern und vom Wolfenerwald b. Steyr, 3 Falter e.l. 1993 Sierning, 4 Falter e.l. 1995-1996 Ottensheim a.d. Donau, 2 Falter e.l. Obermühl a.d. Donau, mehrfach Falter 1994 Schwertberg a. d. Aist, 2 Falter e.l. 1993 Klammmühle bei Au (südöstl. Gallneukirchen); HE (leg. J. Wimmer): 1 Falter 5.6.2002 Veichltal b. Windischgarsten. Weiters liegen etliche Sackfunde ohne Imagines vor, die sich vermutlich auf N. duplicella beziehen, die Säcke sind von N. astrella nicht zu unterscheiden.

V e r b r e i t u n g i n O Ö N. duplicella ist in Oberösterreich mit Sicherheit weit

verbreitet, sie kommt in Laub- als auch in Nadelwäldern vor. Bisher nur Funde unterhalb

von etwa 650m (Veichltal).

D e t e r m i n a t i o n: Die Art ist bei beiden Geschlechtern im Erwachsenenstadium durch die dunklen Stirnschuppen gut von N. astrella zu unterscheiden, welche weissliche Stirnschuppen aufweist. Auch anhand der Zeichnungsanlage der Flügel und der Genitalapparate sind beide Arten zu trennen. Für die Raupen und Gehäuse sind dem Autor keine brauchbaren Trennmerkmale bekannt.

L e b e n s r a u m u n d - w e i s e Die Raupengehäuse werden oft auf veralgten Baumstämmen und Felsen im Wald gefunden (vgl. HAUSER 1989b: 114). Sie sind dort im Gegensatz zu den Arten der Gattung Dahlica, aber ähnlich wie Bacotia claustrella das ganze Jahr über zu finden, da sie sich von den oberflächlich aufwachsenden Algen und Flechten ernähren. Narycia und Bacotia -Gehäuse sind auch stets von grünen und/oder weisslichen Algen bzw. Flechten überzogen.

P a a r u n g, E i a b l a g e, L e b e n s d a u e r Am 24. Mai 1994 konnte das Paarungsverhalten beobachtet werden, beide Tiere stammten von einem sonnigen Laubwald zwischen Steyr und Sierning (Bierhäuslberg) und schlüpften einen bis wenige Tage vorher (Weibchen: 23.5., Männchen: 21.5.). Das Weibchen lockte vormittags ähnlich wie ein Dahlica -Weibchen mit ausgestreckter und ein wenig nach oben gehaltener Eiablageröhre (Ovipositor), die Flügel in dachförmiger Stellung, die Antennen rückwärts gestreckt und nach oben etwas angehoben. Das Männchen flog in nächster Nähe an und lief mit schwirrenden Flügeln auf das Weibchen zu. Paarungsstellung: reglos mit voneinander abgewandten Köpfen und dachförmig angelegten Flügeln (Dauer 7 Minuten). Nach

4 cf. für lat. confer = vergleiche (bei unsicheren Bestimmungen) einer halben Stunde begann das Weibchen mit der Eiablage auf der Borke, wobei es die Eier in Ritzen ablegte, und lief dazwischen immer ruckartig mit auf Körperebene angehobenen, aber nach hinten gehaltenen Flügeln. Es wippte beim Laufen mit den Vorderflügelspitzen rhythmisch auf und ab. Die Eiablage wurde bis mittags beobachtet und war spätestens am frühen Nachmittag abgeschlossen. Das Weibchen legte am kommenden Tag keine Eier ab und lockte auch nicht. Die dünnhäutigen, fast glatten und sehr hell ockerfarbigen Eier wurden einzeln oder in kleinen Gruppen in Borkenritzen zusammen mit Haar-Schuppen der sogenannten "Analwolle" des Weibchens abgelegt. Das Männchen war am selben Tag noch mehrmals mit "Schwirrläufen" auf der Borke unterwegs, es kam dabei auch manchmal an der Kopulationsstelle vorbei und drehte sich dort im Kreis. Hin und wieder lief es knapp am eierlegenden Weibchen vorbei, ohne auf dieses zu reagieren. Es soll noch erwähnt werden, dass beide Tiere schon am späten Nachmittag des Vortages zusammen in einen Behälter gebracht wurden: Das Weibchen lockte nicht, sondern tastete im beschriebenen "Ruckwipplauf" mit dem Ovipositor die Borke ab, ohne Eier zu legen; das Männchen flog zeitweise zwar, reagierte aber nicht auf das Weibchen. Dasselbe Männchen kopulierte am Vormittag des 25.5. noch mit einem Weibchen, das am Morgen des 24.5. geschlüpft war und an diesem ersten Vormittag noch nicht lockte. Dieses Weibchen legte bis zum frühen Nachmittag die Eier auf ein Borkenstück ab, ebenfalls im "Ruckwipplauf". Die natürliche Lebensdauer von 4 Faltern des angegebenen Fundortes schwankte zwischen 5 und 7 Tagen: ein zweimal verpaartes Männchen 7 Tage, ein unverpaartes Männchen 7 Tage, zwei verpaarte Weibchen 5 bzw. 7 Tage. Imagines von Narycia nehmen – wie bei allen übrigen Psychiden – keine Nahrung zu sich.

A u f z u c h t d e r R a u p e n Narycia -Raupen werden im März und April oft mit den ähnlich aussehenden Dahlica -Gehäusen eingetragen. Sie sollten dann mit veralgten und etwa einmal pro Woche gut befeuchteten Rindenstücken in schattig aufgestellten Kunststoffbehältern bis zum Mai gehalten werden, da sie im April noch fressen. Bei der Zucht ist verstärkt auf Schimmel zu kontrollieren, der zuerst den Kot der Raupen befällt. Gegebenenfalls sind die Rindenstücke zu wechseln. Alternativ können auch kleine Holzrahmen auf veralgte, glattrindige Baumstämme – ev. auch Zaunlatten – "gegurtet" werden, die nach aussen mit einem aufgehefteten Gaze-Netz verschlossen sind und rindenseitig eine Dichtung aus Schaumstoff (selbstklebende Fenster-Dichtstreifen) aufweisen. Damit konnten sowohl Narycia - als auch Bacotia -Raupen das Frühjahr hindurch erfolgreich bis zur Verpuppung gehalten werden. Besonders bei feuchter Witterung sollte im Abstand von wenigen Tagen der Kot entfernt werden, der sich innen auf der unteren Leiste des Rahmens ansammelt, bevor er zu schimmeln beginnt.

Als eine weitere Methode wurde Ende März 1989 versucht, drei fast erwachsene Raupen von Narycia duplicella (zwei aus Aggsbach-Markt /nö Donautal und eine vom Damberg b. Steyr) sowie sechs ähnlich weit entwickelte Raupen von Bacotia claustrella (aus Aggsbach-Markt) in zwei waagrecht gelagerten Petrischalen auf Agar-Agar (2%ig) als Nährboden mit bestehendem grünem Stichococcus -Algenbewuchs weiter zu züchten. Die eingesetzten Gehäuse hafteten sogleich der Länge nach auf dem Nährboden fest und konnten von den Raupen nicht weiter bewegt werden. Nach mehreren Tagen hatten die Raupen vor dem Gehäuse jeweils ein kreisförmiges Stück der Agar-Oberfläche mit den Algen abgeweidet, sie krochen dazu immer weiter aus dem fixierten Gehäuse heraus. Auch Stellen mit wenigen Algen wurden befressen. Der Kot wurde stets aus der Hinteröffnung des Sackes auf den Agar abgesetzt, er begann nach wenigen Tagen zu verpilzen. Aus diesen Gründen wurden die Raupen wieder auf Rindenstücke gesetzt und dort erfolgreich weiter gehalten.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Lepidoptera

Family

Psychidae

Genus

Narycia

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