Pinguicula vulgaris L.

Hess, Hans Ernst, Landolt, Elias & Hirzel, Rosmarie, 1976, Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 3. Plumbaginaceae bis Compositae (2 nd edition): Lentibulariaceae, Birkhaeuser Verlag : 264

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.292249

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/F26A3FE8-631D-70C3-3503-4513FE957491

treatment provided by

Donat

scientific name

Pinguicula vulgaris L.
status

 

Pinguicula vulgaris L.

Gewöhnliches Fettblatt

Unterscheidet sich durch folgende Merkmale von P. leptoceras (Nr. 2); Umrollung des Blattrandes nur vereinzelt oder nicht unterbrochen; Unterlippe des Kelches in der Regel höchstens bis zur Mitte 2teilig; Abschnitte nicht spreizend; Krone hellviolett, zusammen mit dem Sporn 1,5 - 2,5 cm lang; Oberlippe nur wenig nach oben gebogen; die Abschnitte der Unterlippe oval ( größte Breite über der Mitte), sich nicht oder nur wenig überdeckend; Kapsel birnenförmig. - Blüte: Frühsommer, aber später als P. leptoceras und P. grandiflora .

Zytologische Angaben. 2n = 64: Material aus Lappland ( Löve und Löve 1944), aus Island ( Löve und Löve 1956), aus Nordnorwegen (Laane 1967), aus Dänemark (Larsen in Löve und Solbrig 1965a), aus den französischen Alpen, verschiedene Fundstellen zwischen 205 m und 2095 m (Doulat 1947), aus Österreich (Casper 1962), aus der Tatra (Zurzycki 1953, Skalinska et al. 1959). Die Embryosackentwicklung wurde untersucht von Stolt (1936), Haccius und Hartl-Baude (1956) und von Kopczynska (1964).

Standort. Kollin bis subalpin. Feuchte, kalkhaltige bis silikatreiche Böden. Flach- und Hangmoore, Tuffelsen, Bachränder.

Verbreitung. Eurosibirisch-nordamerikanische Pflanze: Nordgrenze durch Island, Nordskandinavien (71° NB), Nordrußland, Sibirien; Südgrenze durch marokkanisches Rif (einzige Fundorte in Afrika), Norditalien, Kaukasus, Ural; ostwärts bis Transbaikalien; in Nordamerika nördlich 40° NB bis zum Polarkreis; West- und Ostgrönland. Verbreitungskarten von Hultén (1958) und Casper (1966). - Im ganzen Gebiet verbreitet, nicht häufig.

Bemerkungen. In gewissen Gebieten des Jura (z. B. Gegend des Col du Marchairuz und Lac de Joux) und Savoyens gedeiht eine Sippe, welche sich durch ihre Farbe deutlich von der typischen Sippe unterscheidet, P. vul garis f. bicolor (Nordst. ex Fries) Neumann : Sporn und Kronröhre violett, Kronblätter weiß. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 64 (Casper 1966). Die Sippe bicolor ist im europäischen Gebiet der typischen Sippe verbreitet (Belege aus Polen, Skandinavien, Frankreich, Schweiz), aus Nordamerika keine sicheren Belege (?). In der Regel sind die beiden Sippen nicht miteinander am gleichen Fundort anzutreffen (Steiger 1972).

Sichere Fundorte: 2 km südwestlich des Col du Marchairuz (in diesem Gebiet gibt es noch eine Reihe weiterer Standorte), in Savoyen bei Brizon-Les Bachets, 1400 m, Hang- und Flachmoor. Die untersuchten Pflanzen aus Savoyen (Brizon-Les Bachets) hatten ausgesprochen große Blätter und auf der mittleren Kronunterlippe oft einen violetten Längsstrich. Es handelt sich jedoch eindeutig nicht um P. grandiflora ssp. rosea , die von Casper (1966) ebenfalls von diesem Fundort angegeben wird. Ob die früher blühende, letztgenannte Sippe tatsächlich dort auch vorkommt, muß noch geklärt werden.

Bei aufmerksamem Suchen findet man an jedem Standort von P. vulgaris einzelne vollkommen spornlose Blüten (als eine solche Form wird von Casper (1966) P. norica Beck interpretiert). Ferner gibt es, z. B. im Berner Oberland, Sippen mit nur 4zipfligen Kelchen (nur ein einziger schmaler, hinterer Kelchzipfel bei sonst normal entwickelter Blüte). Albinoexemplare sind äußerst selten und nicht mit der f. bicolor zu verwechseln. An alpinen Standorten gibt es Sippen mit relativ kleinen, leptoceras-ähnlichen Blattrosetten (z. B. an der Nordseite des Großen St. Bernhard, auf Urgestein) (Steiger 1972).

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