Dahlica pangeoensis, Weidlich, M., 2013

Weidlich, M., 2013, Zur Schmetterlingsfauna des Pangéo-Gebirges in Griechisch- Mazedonien mit Beschreibung von Dahlica pangeoensis nov. sp., Linzer biologische Beiträge 45 (1), pp. 945-969 : 948-951

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.10273321

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/C42C87F5-EF54-FF8A-FF78-7094FEF057ED

treatment provided by

Marcus

scientific name

Dahlica pangeoensis
status

sp. nov.

Dahlica pangeoensis View in CoL nov.sp.

Derivatio nominis: Die neue Art wird nach dem Pangéo-Gebirge in Griechisch-Mazedonien, westlich von Kavala gelegen, benannt.

Holotypus:, e.p. 08.04.2008 Europa meridionalis, Greece-Makedonia, Óros Pangéo / Skicenter, Umg. Nikisiani-Südhänge, 900-950 m NN, leg. Dr. M. Weidlich (Abb. 2). Er befindet sich in coll. Museum für Naturkunde des Leibniz Institutes in Berlin.

Paratypen (die gezüchteten Exemplare jeweils mit Sack und Puppenhülle):

M ä n n c h e n: 1, e.p. 01.05.2003, 1.750 m NN; 11 e.p. 22.04.2006, 2, einer mit Sack 17.04.2007, 900- 1000 m NN; 1 e.p. 18.04. 2007, 750 m NN; 8 e.p. 19.04.2007, 2 e.p. 20.04.2007, 2 e.p. 22.04.2007, 900- 1000 m NN; 2 03.04.2008, 1 e.p. 03.04.2008, 3 e.p. 04.04.2008, 1 e.p. 05.04.2008, 7 e.p. 06.04.2008, 7 e.p. 07.04.2008, 5 e.p. 08.04.2008, 8 e.p. 09.04.2008, 9 e.p. 10.04.2008, 9 e.p. 11.04.2008, 2 e.p. 12.04.2008, 1 18.04.2010, 4 e.p. 18.04.2010, 2 e.p. 19.04.2010, 2 e.p. 23.04.2011, 3 e.p. 24.04.2011, 1 e.p. 25.04.2011, 1 e.p. 26.04.2011, 1 e.p. 29.04.2011, 2 e.p. 26.04.2012, 1 e.p. 27.04.2012, 900- 950 m NN Europa meridionalis, Greece-Makedonia, Óros Pangéo / Skicenter, Umg. Nikisiani-Südhänge, leg. Dr. M. Weidlich.

W e i b c h e n:1 e.p. 06.05.2003, 1.750 m NN; 1 e.p. 23.04.2007; 1 e.p. 08.04.2008, 950- 1.050 m NN; 1 abgelegtes, vertrocknetes mit Sack und Puppenhülle 25.04.2012, 950- 1.000 m NN (Abb. 3) Europa meridionalis, Greece-Makedonia, Óros Pangéo / Skicenter, Umg. Nikisiani- Südhänge, leg. Dr. M. Weidlich.

S ä c k e: 1 Sack mit männlicher Puppenhülle 24.04.2003, 1.750 m NN; 8 Säcke 24.04.2003, 1 Sack 14.04.2006, 1.270 m NN; 1 Sack mit männlicher Puppenhülle 14.04.2006; 1 Sack mit männlicher Puppenhülle 17.04.2007; 5 Säcke mit männlicher Puppenhülle 18.04.2010; 12 Säcke mit männlicher Puppenhülle 25.04.2012; 20 Säcke 14.04.2006, 950- 1.000 m NN, 30 Säcke 17./ 18.04.2007, 900- 1.050 m NN, 52 Säcke 02.04.2008, 37 Säcke 18.04.2010, 23 Säcke 21.04.2011, 58 Säcke 25.04.2012, 900- 950 m NN; 1 Sack 25.04.2012, 1.500 m NN Europa meridionalis, Greece-Makedonia, Óros Pangéo / Skicenter, Umg. Nikisiani-Südhänge, leg. Dr. M. Weidlich.

Das Typenmaterial umfasst 3 Männchen, 97 Männchen mit Säcken, 4 Weibchen mit Säcken und 250 Säcke. Es befindet sich in coll. Museum für Naturkunde des Leibniz Institutes in Berlin, coll. W. Arnscheid (Wetter) und coll. M. Weidlich.

Diagnose: Männchen: Mittelgrosse Falter mit einer Flügelspanne von 13,5 bis 16 mm, Augen schwarz, rund, ohne Ocellen. Augenabstand deutlich grösser als der Augendurchmesser. Der Quotient aus ventralem Augenabstand zum maximalen Augendurchmesser beträgt 1,6 (n=4). Stirnschopfbehaarung sehr lang und graugelb bis gelb. Labialpalpen rudimentär. Fühler relativ kurz, erreichen nicht die Hälfte des Vorderflügelcostalrandes. Sie sind beschuppt, die Bewimperung ist einseitig ventral angeordnet und deren Länge die der Fühlergliedlänge nicht ganz erreicht. Fühlergliederzahl mit Scapus und Pedicellus 29 bis 30. Körper spärlich mit grauen Haaren besetzt, 8. und letztes Körpersegment gelblich behaart.

Vorderflügelfärbung grau mit leichtem gelblichen Schimmer, deutliche Gitterung, die relativ gleichmässig über den gesamten Flügel verteilt ist. Diskoidalfleck erkennbar. Dicht beschuppt mit breiten, meist dreizackigen Deckschuppen, auch vier- bis mehrzackig (Schuppenklasse V, auch VI nach SAUTER 1956); Fransenschuppen sehr unterschiedlich, von lancettlicher Form, meist dreizackig, auch zwei- und vierzackig. Aderung ohne Entschuppung nicht erkennbar. Vorderflügeladerung mit Anhangszelle und mit 9 Diskoidalzelladern; Radius 3 und 4 sowie Medius 2 und 3 entspringen der Diskoidalzelle entweder aus einem Punkt oder sehr nahe beieinander.

Hinterflügelfärbung hellgrau, die Fransen dunkler, Aderung gut sichtbar. Hinterflügeladerung ohne Eingeschobene Zelle und mit 6 Diskoidalzelladern, wobei m2 und m3 getrennt, aus einem Punkt oder gestiehlt der Diskoidalzelle entspringen.

Vordertibien ohne Epiphyse, Mitteltibien mit einem Spornpaar, Hintertibien mit zwei Spornpaaren. Alle Beine mit 5 Tarsengliedern.

Genitalapparat Dahlicini-typisch, Vinculum distal abgeflacht, Tegumen-Dach schmal sich verjüngend, mit einer Einbuchtung versehen, Valven sehr gestreckt, Clavus lang, schmal und spitz ausgezogen. Saccus nicht vorhanden, Aedaeagus mit Stützstab ohne Besonderheiten, Genitalindex 1,44-1,57 (n = 5).

Weibchen: Flügellos, Gesamtfärbung hell- bis mittelbraun, um 3 bis 4 mm lang und um 1 mm im Durchmesser. Körper mit weisser, schütterer Behaarung, 7. Abdominalsegment ventral grauweiss und dicht behaart. Augen klein schwarz, keine Ocellen, der Abstand der Augen beträgt etwa das Dreifache vom Augendurchmesser, Fühler lang mit 19 Fühlergliedern (mit Scapus und Pedicellus). Ein Spornpaar an den Mitteltibien erkennbar, 5 Tarsenglieder vorhanden. Bei der Kopf-Brustplatte der Puppe sind die Fühlerscheiden etwas länger als die der Beinscheiden.

Sack: relativ gross, 6,5 bis 8 mm lang und um 3 mm im Durchmesser, deutlich dreikantig. Die Säcke bestehen aus feinen Gesteinspartikeln, etwas Humus und sind mit vielen Chitinteilchen bedeckt, die sich im Bereich der vorderen Öffnung konzentrieren. Die Färbung ist meist gelblichbraun, aber auch dunkelbraun und es ist häufig eine dunkle Dorsalkante ausgebildet.

Differentialdiagnose: Die Merkmale klassifizieren D. pangeoensis nov.sp. als eine Art der Gattung Dahlica ENDERLEIN 1912 , wobei die Männchen zu deren grösseren Arten zählen. Durch differente Grösse, farbliche Verschiedenheit, einen anderen Sackbau und weiterer spezifischer Merkmale kommen die griechischen Dahlica thessaliensis WEIDLICH 2008 und Dahlica zagoriensis WEIDLICH 2012 für einen näheren Vergleich nicht in Betracht. Infolge habitueller Ähnlichkeit wie auch durch einen ähnlichen Sackbau wird D. pangeoensis nov.sp. nachfolgend mit D. achajensis ( SIEDER 1966) , D. pseudoachajensis ( STENGEL 1990) und der bisexuellen D. triquetrella (HÜBNER 1813) verglichen.

Im Habitus der Männchen erinnert D. pangeoensis nov.sp. in ihrer grauen Färbung am ehesten an die fast nur mitteleuropäisch verbreitete bisexuelle D. triquetrella (HÜBNER 1813) . Die nächsten bekannten Fundorte zum Óros Pangéo, als locus typicus der neuen Art, befinden sich im ungarischen Bükk-Gebirge (1995, leg. M. Weidlich, unveröffentlicht) und auf der kroatischen Insel Krk (Arnscheid in litt. 2012). Diese Populationen liegen ca. 850 bzw. 880 km Luftlinie entfernt.

Unterschiede zwischen diesen beiden Arten finden sich in in der Ausprägung der Vorderflügelgitterung, die bei D. pangeoensis nov.sp. feiner und gleichmässiger ausgeprägt ist. Ebenfalls sind die Deckschuppen im Durchschnitt deutlich breiter als bei D. triquetrella . Gut voneinander zu trennen sind beide Arten auch durch die Stirnschopfbehaarung: D. triquetrella hellgrau bis grau, ähnlich der Flügelfärbung, D. pangeoensis nov.sp. graugelb bis gelb. Weitere Unterschiede gibt es in der Fühlergliederzahl, deren Anzahl bei der neuen Art etwas höher ist.

Von D. achajensis und D. pseudoachajensis ist die neue Art dagegen gut durch die Vorderflügelfärbung zu unterscheiden. Beide entsprechen dem "griechischen Typ" (vergleiche auch D. thessaliensis und D. zagoriensis), d.h. sie sind nicht grau sondern es sind helle; cremefarbene bis gelblichweisse Tiere (vergl. Tab. 1).

Die aktuellen Untersuchungen haben einmal mehr gezeigt, dass die Hinterflügeladerung bei den einzelnen Arten sehr variabel ist und kaum zur Determination herangezogen werden kann. Besonders hoch ist die Variabilität bei m2/m3, die bei D. pangeoensis nov.sp. wie auch bei D. triquetrella und D. zagoriensis getrennt, aus einem Punkt sowie auch gestiehlt der Diskoidalzelle entspringen können. Der Genitalindex von D. pangeoensis nov.sp. liegt geringfügig unter dem von D. triquetrella bzw. in dessen unterem Bereich.

Die Weibchen von D. pangeoensis nov.sp. verfügen über 5 Tarsenglieder, ebenso wie die von D. achajensis und D. triquetrella . Die von D. pseudoachajensis sind bisher noch unbeschrieben. Im Vergleich fallen die beiden anderen griechischen Dahlica -Arten (D. thessaliensis und D. zagoriensis) heraus, da deren Weibchen nur über 4 Tarsenglieder verfügen. Die Weibchen von D. pangeoensis nov.sp. und D. achajensis sind einander sehr ähnlich, jedoch weisen sie gegenüber D. triquetrella eine andere Körperfärbung auf. Sie sind deutlich dunkler und bräunlich, nicht cremefarben wie die von D. triquetrella . Auch bei der Kopf-Brustplatte gibt es Unterschiede. Die Fühlerscheiden von D. pangeoensis nov.sp. sind nur wenig länger als die der Beinscheiden, bei D. triquetrella sind diese meistens deutlich länger.

Im Sackbau sind D. pangeoensis nov.sp., D. triquetrella und D. achajensis einander sehr ähnlich. Auf die Problematik des Behelfssackes bei D. pseudoachajensis wurde bereits von WEIDLICH (2008: 476) hingewiesen. So sind die Säcke von D. triquetrella im Durchschnitt am grössten, die von D. achajensis am kleinsten. Die der neuen Art nehmen eine Zwischenstellung ein, vor allem ihrer der Länge.

Weitere Unterschiede sind der Tab. 1 zu entnehmen.

Biologie und Ökologie: D.pangeoensis nov.sp. ist univoltin und die erwachsenen Larven (letztes Stadium) sowie auch die Puppen wurden im April gesammelt. Zwischen dem 03.04. und 18.04. konnten frisch geschlüpfte Männchen, 5 an der Zahl, an Buchenstämmen ruhend, aufgespürt werden.

Bei der Zucht schlüpften die Männchen zwischen dem 03.04. und 27.04, die wenigen Weibchen zwischen dem 08.04. und 06.05. Der Schlupf der Männchen findet meistens am Abend statt und konnte zwischen 17 und 20 Uhr SESZ direkt beobachtet werden. Beispielhaft ist dies für den 06.04.2008 dokumentiert: 18:22 Uhr Schlupf des, 18: 29

Uhr Beginn mit dem Aufpumpen der Flügel in nach oben gerichteter Flügelstellung, 18:39 Uhr (alles SESZ) Zurückklappen der Flügel in Normalstellung.

Die Weibchen schlüpften morgens und abends. Ein bereits abgelegtes, vertrocknetes Weibchen konnte am 25.04.2012 (Abb. 3) gefunden werden. Auffällig ist der besonders geringe Anteil an eingetragenen Weibchen, der lediglich bei 4 % liegt.

Die Raupen leben hauptsächlich in den Buchenwäldern der Fagion moesiacum-Zone und spinnen sich an den Stämmen meist süd-, aber auch südwest- und seltener südostexponiert in Höhen von 10 Zentimeter bis etwa 2 Meter an (siehe Abb. 5). Sie waren dort vergesellschaftet mit den Raupen einer Bryophila -Art. Einige, wenige Funde auch oberhalb der Waldbereiche im Offenland (Abb. 6). Dort leben sie sehr versteckt unter Steinen. Sie ernähren sich von Algen, Flechten und Moosen.

D. pangeoensis nov.sp. konnte in Höhenlagen zwischen 750 und 1.750 m beobachtet werden.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Lepidoptera

Family

Psychidae

Genus

Dahlica

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