Aneurus (Aneurodellus) goitschenus, Eiss, 2013

Eiss, 2013, Erstnachweis von Rindenwanzen (Aradidae) in Bitterfelder Bernstein (Insecta, Heteroptera), Linzer biologische Beiträge 45 (1), pp. 741-753 : 742-745

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5299059

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/866F87B2-067E-FFE5-FF2C-FA3F8D2A976B

treatment provided by

Marcus

scientific name

Aneurus (Aneurodellus) goitschenus
status

sp. nov.

Aneurus (Aneurodellus) goitschenus nov.sp. (Fig. 1-2, Foto 1-3)

H o l o t y p u s: Makropteres Weibchen in Bitterfelder Bernstein, der in einem farblosen Kunststoffgiessharzblock 8 10 mm eingegossen ist, Oberflächen plan geschliffen, He-46 (coll. Grabenhorst). Dorsal- und Ventralseite im wesentlichen sichtbar, Pronotum, Scutellum, proximaler Teil des Corius und Innenrand des rechten Connexivums verlumt. Syninklusen sind auch für Baltischen Bernstein charakteristische Sternhaare.Wird mit der Bezeichnung BFB-An- 1 in der Sammlung des Verfassers im Tiroler Landesmuseum verwahrt und entsprechend ausgezeichnet.

D i a g n o s e:Mit3.15mmkleinstederbisherausBernsteinbekannten4 Aneurinae, Contergit an deltg II+III ausgebildet, Fühler nur 1.43 so lang als die Kopfbriete; unterscheidet sich von allen diesen Taxa durch die Lage der Stigmen.

B e s c h r e i b u n g Holotypus Weibchen, makropter; Oberfläche von Abdomen, Fühlern und Beinen fein granuliert, Kopf quergerunzelt; Färbung hellbraun, Membran heller.

Fig. 1-2: Rekonstruktion Aneurus goitschenus nov.sp. Holotypus (1) dorsal; (2) ventral. Massstab: 1mm.

K o p f Breiter als lang (21/18.5), Clypeus distal gerundet und frei, kürzer als des Fühlerglied (FG) I; Genae (Wangenplatten) lateral schmal anliegend, so lang als der Clypeus; Fühlerhöcker kurz und stumpf, Lateralecke spitz; Fühler 1.43 so lang als die Kopfbreite (30/21), FG I gedrungen, FG II-IV schlanker, II leicht zur Basis verjüngt, III zylindrisch und dünnstes FG, IV spindelförmig distal abstehend behaart; Länge der Fühlerglieder I/II/III/IV = 5/6/7/12; Augen oval, zur Hälfte im Kopf eingesenkt; Schläfen breit winkelig gerundet, lateral annähernd den Aussenrand der Augen erreichend; Scheitel flach, quergerunzelt mit 2 ovalen glatten Calli; Rostrum sehr kurz, aus offenem Atrium entspringend, proximal von den Genae eingefasst, Rostralrinne breit und nur flach vertieft.

Fotos 1-3: Aneurus goitschenus nov.sp. (1) Holotypus dorsal; (2) Vorderkörper dorsal; (3) Holotypus ventral.

P r o n o t u m:Trapezförmig;Lateralrandgranuliert,proximalverjüngt, anterolaterale Ecken breit gerundet; durch die Verlumung sind die Oberfläche und der Distalrand nicht ablesbar.

S c u t e l l u m Nach dem sichtbaren Ansatz des Distalrandes kann ein breit gerundetes Scutellum angenommen werden.

A b d o m e n Oval, Seitenränder gleichmässig gerundet; deltg II+III verwachsen, an deren Innenseite ist der Ansatz eines Contergits zu erkennen; der leistenförmige Innenrand der deltg II-VII begrenzt die Deckflügel, Aussenrand gekörnelt, Tergit VII distal mit halbrunder Ausnehmung in der das Tergit VIII eingepasst ist; Paratergite VIII und Tergit IX halbrund distal vorstehend.

D e c k f l ü g e l Corium länger als das Scutellum, Oberfläche matt mit flachen Punktgruben, mit einer deutlichen Längsader; Membran 1/3 von Tergit VII erreichend, Oberfläche glänzend und fein gerunzelt.

V e n t e r: Pro-Meso- und Metasternum durch eine Naht abgegrenzt, mittig mit flachem Eindruck; Venter mit sublateraler Längsfalte (ventral hem) entlang des Seitenrandes der vltg II-VII; Stigmen II,VI und VII lateral und von oben sichtbar, III-V ventral, VIII terminal auf ptg VIII.

B e i n e: Kurz, Femora spindelförmig, mittig mässig verdickt; Tibiae zylindrisch, Tarsen zweigliedrig, Klauen mit langen Pulvilli.

M a ss e: Länge 3.15mm; Länge Pronotum + Scutellum 31, Breite Pronotum 36; Breite Abdomen über Tergit IV 52, Länge/Breite Tergit VIII = 5/17.

E t y m o l o g i e Benannt nach dem Fundort der inzwischen aufgelassenen und renaturierten Braunkohlengrube Goitsche bei Bitterfeld (Grossraum Halle – Leipzig).

D i s k u s s i o n: Die Unterfamilie (UF) Aneurinae ist mit ca. 145 rezenten Arten aus 8 Gattungen weltweit verbreitet mit Schwerpunkt in den Ostasiatischen und Neotropischen Regionen (KORMILEV & FROESCHNER 1987, HEISS & PERICART 2007). Die artenreichste Gattung ist Aneurus CURTIS 1825 mit ca. 100 Arten, welche 3 Untergattungen (UG) ( Aneurus s.str. CURTIS 1825, Aneurodes HEISS 1998a, Aneurodellus HEISS 1998c zugeordnet werden ( HEISS 1998a, 1998c).

Aus miozänem Baltischen Bernstein sind 4 Arten der Gattung Aneurus beschrieben worden:

A. ancestralis HEISS 1997 (mit? zur rezenten UG Aneurus gestellt)

A. groehni HEISS 2001 (der rezenten UG Aneurus zugeordnet)

A. kotashevichi HEISS 2001 (einer neuen fossilen UG Neaneurosoma zugeordnet)

A. ursulae HEISS 2012 (einer neuen fossilen UG Paraneurosoma zugeordnet)

Mit A. goitschenus nov.sp. wird erstmals eine Aneurinae in Bitterfelder Bernstein nachgewiesen.

Die taxonomische Abgrenzung und Definition der oben angeführten Untergattungen basiert auf einer Kombination von Merkmalen, welche die Struktur des Kopfes und der Fühler, des Pronotums, die Form des Scutellums und vorallem die Lage der Stigmen – und bei rezenten Arten – die Parameren einschliessen. Allen UG gemeinsam ist die Ausbildung eines Contergits am Innenrand von deltg II+III.

Die für die Bernstein-Taxa A. kotashevichi und A. ursulae errichteten UG Neaneurosoma bzw. Paraneurosoma sind durch ein dreieckiges Scutellum und die unterschiedliche Lage der Stigmen (III-IV ventral, V sublateral, VI+VII lateral bei Neaneurosoma; III-VII lateral bei Paraneurosoma) gekennzeichnet. Das halbrunde Scutellum und die Lage der Stigmen (III-V ventral, VI+VII lateral) sind Merkmale der rezenten UG Aneurodellus HEISS 1998, von der sich die anderen rezenten UG Aneurus s.str. und Aneurodes durch die andere Lage der Stigmen unterscheiden (III+IV ventral, V-VII lateral bei Aneurus s.str.; III-VI ventral, VII lateral bei Aneurodes).

Die UG Aneurodellus umfasst zur Zeit 6 Arten, welche nur in Neuseeland verbreitet sind. Wenngleich subtropisch-tropische Lebensformen von Flora und Fauna im Miozän vielfach durch Fossilfunde belegt sind und sich nächste Verwandte der aus Baltischem Bernstein beschriebenen Insekten in den heutigen Ostasiatischen Tropen finden (z.B. Spinnentaxa, Aradidengattung Calisius ), ist ein wesentliches Merkmal dieser UG – die Paramerenform – am fossilen Material nicht verifizierbar. Deshalb wird A. goitschenus nov.sp. mit Vorbehalt in die UG Aneurodellus gestellt.

Unterfamilie A r a d i n a e BRULLÉ 1836

Aus Baltischem Bernstein sind bisher 14 Aradus -Arten beschrieben (GERMAR & BERENDT 1856; POPOV 1978; HEISS 1998b, 2002a,b,c). Die vorliegende neue Art ist das erste Exemplar dieser Gattung, welche aus dem Bitterfelder Bernstein bekanntgeworden ist.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Hemiptera

Family

Aradidae

Genus

Aneurus

Loc

Aneurus (Aneurodellus) goitschenus

Eiss 2013
2013
Loc

A. ancestralis

HEISS 1997
1997
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