Calisius balticus USINGER 1941

Eiss, 2013, Erstnachweis von Rindenwanzen (Aradidae) in Bitterfelder Bernstein (Insecta, Heteroptera), Linzer biologische Beiträge 45 (1), pp. 741-753 : 750-753

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5299059

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https://treatment.plazi.org/id/866F87B2-0676-FFED-FF2C-FE4A8B25961C

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Marcus

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Calisius balticus USINGER 1941
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Calisius balticus USINGER 1941

Nach einem Männchen in Baltischem Bernstein beschrieben, sind seither weitere Exemplare entdeckt worden ( HEISS 2000, 2002c). Nun liegen 5 Inklusen Bitterfelder Bernsteins mit Calisius -Einschlüssen vor, welche alle Merkmale von Calisius balticus aus dem Baltischen Bernstein teilen und deshalb als zu diesem Taxon gehörig angesehen werden.

M ä n n c h e n: In trapezförmigem Stück Bitterfelder Bernstein 7.5 9mm, das in farblosem Kunststoffgiessharz eingebettet ist, Farbe honiggelb mit dunkleren Verunreinigungen. Das Exemplar liegt zur Seite gedreht, ist vollständig und hat den rechten Deckflügel abgespreizt. Ventralseite durch teilweise Verlumung und 3 Luftblasen nur beschränkt sichtbar.

M a ss e: Länge 2.55 mm; andere Körpermasse sind aufgrund der Schräglage nicht sicher abzunehmen.

In der Sammlung Christel & Hans – Werner Hoffeins (Hamburg), Nr. 844/1.

W e i b c h e n: In einem Stück Bitterfelder Bernstein, 6 9mm, das in farblosem Kunststoffgiessharz eingebettet ist, Farbe honiggelb mit dunkleren Verunreinigungen, Ventralseite durch Verlumung nur teilweise sichtbar, die abgeknickten Fühler sind nicht messbar.

M a ss e: Länge 2.8 mm; Kopf Breite/Länge 26/22; Pronotum B/L 38/22; Breite Abdomen 52.

In der Sammlung Christel & Hans-Werner Hoffeins (Hamburg), Nr. 2565 ex.coll. Krümmer.

W e i b c h e n: In einem grossen Stück Bitterfelder Bernstein, 37 17mm, in Schräglage, beide Vorderflügel abgespreizt, Unterseite teilweise verlumt. Syninklusen: 1 Anobiidae und 1 Throscidae (Coleoptera) und eine Spinne.

Masse: Länge 2.65 mm; Kopf Breite/Länge 25/20; Breite Abdomen 52¸ relative Fühlerlängen FG I/II/III/IV = 4/5/5/8, Fühlerlänge etwas kürzer als die Diatone.

In der Sammlung Monika Schipplich (Braunschweig) Nr. 132.

W e i b c h e n: In einem Stück Bitterfelder Bernstein, 12 5 mm mit abgerundeter Oberseite, dadurch Draufsicht verzerrt, ohne Verlumung.

M a ss e: Länge 2.75 mm; Kopf Breite/Länge 24/22; Pronotum B/L 40/20; relative Fühlerlängen FG I/II/III/IV = 4/5.5/5.5/10, Fühlerlänge etwa so lang als die Diatone.

In der Sammlung Monika Schipplich (Braunschweig) Nr. 4379.

M ä n n c h e n: In unregelmässig 5-eckigem Stück Bitterfelder Bernstein, 10 13 mm, im Sichtbereich der Inkluse angeschliffen, Farbe hell gelbbraun im Bereich des Calisius , sonst dunkler. Das Calisius -Exemplar ist vollständig, der linke Deckflügel ist wenig, der rechte stark gespreizt. Dorsalseite mit Verlumung im Übergang Kopf – Pronotum und

Pronotum – Scutellum, Ventralseite zur Gänze mit einer dünnen weisslichen Schichte überzogen und zwei Luftblasen am Abdomenende, doch sind die Strukturen sichtbar.

M a ss e: Länge 2.75 mm; Kopf Breite/Länge 28/21; Pronotum B/L40?/19; Scutellum B/L 28?/56.; relative Fühlerlängen FG I/II/III/IV = 5/5/5/9, Fühlerlänge etwas kürzer als die Diatone.

In der Sammlung(?) von Max Wittmann (†) Wendelstein.

D i s k u s s i o n: Von den ca. 100 rezenten Arten der Unterfamilie Calisiinae kommen in Mittel- und Südeuropa nur zwei Arten der Gattung Calisius vor (HEISS & PERICART 2007); aus Baltischem Bernstein sind 2 Gattungen mit 6 Arten (Allocalisius spiniventris HEISS 2002b; Calsisius balticus USINGER 1941 ; C. hoffeinsorum HEISS 2002b; C. rietscheli HEISS 2000; C. vonholti HEISS 2002b; C. weitschati HEISS 2000) beschrieben worden ( HEISS 2000, 2002b). Ihr heutiges Hauptverbreitungsgebiet liegt weltweit in den Subtropen und Tropen der Alten und Neuen Welt. Das vermehrte Vorkommen in Baltischem und nun in Bitterfelder Bernstein spricht für die von Paläontologen postulierten subtropischen Klimaverhältnisse zu Zeiten des "Bernsteinwaldes" im Eozän (WEITSCHAT & WICHARD 1998, WEITSCHAT 2008).

Dank

Mein herzlicher Dank gilt den Sammlern Ehepaar Christel und Hans-Werner Hoffeins (Hamburg), Max Wittmann (†) Wendelstein und Frau Monika Schipplick (Braunschweig) welche mir die Belegstücke aus Bitterfeld zur Untersuchung vorgelegt haben. Besonderer Dank gilt Herrn Heinrich Grabenhorst (Wienhausen), der die Inklusen der beiden neubeschriebenen Aradidenarten selbst entdeckt und jene von Aneurus goitschenus nov.sp. dem Autor für seine Spezialsammlung überlassen hat. Ich danke auch Achim Herrling (Bramsche) und Dr.Wolfgang Weitschat (Hamburg), für die Vermittlung von Aradideninklusen in Baltischen Bernstein. Ebenso danke ich für die Übermittlung einschlägiger Fachartikel zur Frage der Genese und des Alters der Baltischen- und der Bitterfelder Bernsteinvorkommen Dr. Wolfgang Weitschat und Dr. Roland Fuhrmann (Leipzig) sehr herzlich. Für die gekonnte Anfertigung der Präparate und die Fotodokumentation danke ich Frau Ionina Strelow (Universität Bonn) sehr herzlich.

Zusammenfassung

Bisher sind Aradidae (Rindenwanzen) nur aus Baltischem Bernstein bekannt geworden. Nun liegen vom Bitterfelder Bernstein 7 Inklusen vor, welche 2 neue Arten ( Aneurus goitschenus nov.sp., Aradus grabenhorsti nov.sp.) und 5 Belege von Calisius balticus USINGER 1941 umfassen. Zusätzlich werden 4 Paratypen der neuen Aradus -Art auch aus Baltischem Bernstein gemeldet.

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Anschrift des Verfassers: Prof. DI Dr. Ernst HEISS

Research Entomologist

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Josef Schraffl Strasse 2a

A-6020 Innsbruck, Austria

E-Mail: aradus@aon.at

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Hemiptera

Family

Aradidae

Genus

Calisius

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