Agrionidae, Leach, 1815

Hagen, H. A., 1848, Uebersicht die neueren Literatur betreffend die Neuropteren Linn, Stettiner Entomologische Zeitung 10, pp. 141-156 : 144-148

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.3531601

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.5522349

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https://treatment.plazi.org/id/2D6C87FC-FFC7-FF93-B945-7E838E8AFA08

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Jeremy

scientific name

Agrionidae
status

 

Agrionidae .

Betrachten wir zuvorderst die Gattung Agrion Burm., oder diejenigen Arten, welche nur zwei Antecubital-Adern zeigen, so ist zur Gattungsbeschreibung zu bemerken, dass die Flugel ausser derFarbung des Pterostigma allerdings noch einen Geschlechts- Unterschied zeigen. Es sind namlich bei der Sect. A. Ramb. die Hinterflugel der Mannchen vor der Spitze mehr oder minder stark ausgeschweift. Rambur theilt Burmeister’s Gattung Agrion in 7 andere Gattungen, von denen zwei schon von-Leach aufgestellt sind. Bei der stets sich mehrenden Menge neuer Arten und Formen (ich kenne ungefahr doppelt so viel, als bis jetzt be- schrieben sind) muss sich diese Zahl in Kurzem vergrossern. Burmeister’s Sectionen A, B1 und B2 zerlegen die hierher gehorigen Insecten in drei sich ziemlich scharf sondernde Theile. Die erste Section A enthalt die Riesen dieser Familie und ent- spricht den Gattungen Rambur’s: Megistogaster, Microstigma und Megaloprepus. Die beiden letzteren jede nur durch eine Art vertreten, sind Burmeister (und auch mir) unbekannt geblieben. Den angegebenen Kennzeichen zufolge, scheinen sie allerdings haltbar. Der von Selys eingefuhrte Name Macrosoma (furMegi- stogaster) findet sich schon fruher 5 mal in verschiedenen Thier- klassen angewendet und ist daher zu streichen. Die hierher ge- horigen Arten sind schwierig zu bestimmen, und erst durch Ram- bur scharfer gesondert. Welcher Art A. linearis Fabr. entsprieht, wage ich nicht zu entscheiden, doch haben wir auch hier von Selys sichern Aufschluss zu erwarten. Seinen Mittheilungen zu­ folge hat er in der Sammlung der Linn. soc. in London ein von Fabricius selbst bezetteltes Mannchen zu untersuchen die Gelegen- heit gehabt. Die drei von Burmeister aufgefuhrten Arten sind nach den kurzen Diagnosen schwerlich sicher zu bestimmen; Ram- bur's sorgfaltig beschriebene Arten (12) grunden sich leider zum Theil auf sehr verstummelte lndividuen. Ich vermuthe, dass M. leucostigma R. das Weibchen von M. linearis R. und beide mog- licher Weise etn Synonym von A. Lucretia Burm, bilden. M. Marchalli Ramb. mochte ich zu A. Amalia Burm ziehen, ob A. Fullia B zu M. filum oder ornatus Ramb. oder zu keinem von beiden gehore, lasst sich nicht entscheiden. Die Anzahl der von Rambur beschriebenen Arten reducirt sich jedenfalls noch be- trachtlich, streichen wir M. Lucretia als zu einer der ubrigen Arten and M. leucostigma als zu M. linearis gehorig, konnen wir ferner M. virgatos, M. signatus, M. flavistigma und M. or­ natus als andere Geschlechter der beschriebenen Mannchen un- terbringen (von einem Theil derselben ist dies mehr als wahr- scheinlich), so bleiben ungefahr 6 stichhaltige Arten zuruck. Eine eigenthumliche Form bilden unter diesen die mir nicht bekannten M. pedicellatus and filiformis, deren Pterostigma dein der Libel- len als durchaus ahnlich geschildert wird.

Microstigma anomalum und proximum sind Rambur’s Ver- muthung zufolge nur die beiden Geschlechter derselben Art.

Die Sectio B1 Burmeister (20 Arten) entspricht den Gat- tungen Argia, Platycnemis und Agrion Rambur’s (42 Arten). Der Name Platycnemis collidirt zwar mit dem von Nordmann fruher aufgestellten Platycnemus (1837, Staphylinen), kann jedoch bei- behalten werden, wenn Nordmann’s Genus wirklich mit dem von Laporte 1835 aufgestellten Haematodes synonym ist. Der Gat- tungsname Argia dagegen findet sich in ahnlicher Bildung schon ofter angewendet (namentlich als Argya bei den Vogeln Lesson 1831) und ist deshalb umzuandern.

Burmeister theilt die Mitglieder dieser Section je nach der schlankeren oder derberen Form ihres Hinterleibes, and sondert von den letztern die nit blattartigen Schienen versehenen Anen ab, welche das von Charpentier and Rambnr adoptirte Genas Platycnemis bilden. Sie zeigen einen eigenthumlichen and siche- ren Typas, die Erweiterung der Schienen findet sich ubrigens nicht bei alien hierher gehorigen Arten. Die Bestimmung der- selben ist namendich bei den Weibchen mit grossen Schwierig- keiten verknupft, die selbst fur die wenigen europaischen Mit- glieder dieser Gattang noch nicht vollstandig gelost sind. Bei einer Anzahl Arten finden sich weisse and blaugefarbte Formen, welche ich gegenwartig fur Altersverschiedenheiten halte, obgleich ich auch hierfur den strengen Beweis zu liefern nicht im Stande bin. Ungeachtet eine der Arten sowohl in Preussen als in Bel- gien ubernus gemein ist, hat es doch weder Selys noch mir ge- lingen wollen, diesen Punkt mit Sicherheit zu ergrunden. Von den besehriebenen Arten (6 bei Rambur) muss die am altestea bekannte P. platypoda van der Lind. (= A. lacteum Charp. Burm.) den von Pallas (iter Tom 1, pag. 469) aufgesteliten Namen P. pennipes behalten. P. diversa Rambnr ist P. acutipennis Selys, die ubrigen Arten Rambur’s sind wirklich neu and unbeschrieben.

Die Gattang Argia Ramb. ist mir unbekannt. Die funf hier anfgefuhrten Arten scheinen auch untereinander stark zu differiren, und sind mit Ausnahme von einer, nach stark ver- stummelten Stucken beschrieben. Vielleicht ist die Gattung nicht haltbar, wenigstens nicht in diesem Umfange, Rambur halt sie fur ein Mittelglied von Lestes and Agrion. Dass A. fumipenne Burm, zu A. obscura Ramb. gehore, scheint sehr zweifelhaft.

Die Gattang Agrion Ramb. entspricht den Abtheilungen a and b α der Sectio B1 von Burmeister. Sie bildet den Rest der grossen Fabricius’schen Gattung, nachdem bei genauerer Kenntniss eine bedeutende Anzahl Gattungen abgesondert wurden. Aach in dem jetzigen Umfange ist sie nicht haltbar. Die be- dentende Anzahl neuentdeckter Arten and verschiedener besonders exotischer Formen zwingen, einige neue Gattungen zu bilden. Fur die enropaischen Arten ist durch Selys fur A. speciosum Charp. die Gattung Nehalennia gebildet, welcher sich einige exo- tische Arten bequem anschliessen. Ohne mich in eine specielle Ansfuhrang der Gattungen meistens noch unbeschriebener Arten einzulassen, halte ich mich nur an die von Burmeister and Ram- bur beschriebenen Agrionen, deren nach Ansscheidung schon er- mittelter Synonyme hochstens 31 verschiedene ubrig bleiben. Bur- meister scheidet gewiss richtig unter b α die Arten mit kurzerem and dickerem Hinterleibe aus, welche das von Charpentier auf- gestellte (und von Evans angenommene) Untergeschlecht Ery- thromma bilden. Die Gattang ist gewiss haltbar and lasst sich bequem begrunden. Ob sich Charpentier’s Pyrrhosoma (von Burmeister mut Erythromma vereinigt) halten wird, ist noch zweifel- haft. Ausser A. minium (der alte Name von Harris muss blei- ben) und A. najas (chloridion Chp.) gehoren nach A. viridulum Chp. (A. Bremii Ramb.) A. furcigerum Ramb., A. cerinum Ramb., A. glabrum Burm. (A. ferrugineum Ramb.) hierher.

Eine zweite Gattung, welche sich ebenfalls schon mit ziem- licher Sicherheit absondern lasst, bilden die zu Ischnura Chp. gehorenden Arten, Der Name muss leider geundert werden, da Koch’s Spinnengattung Ischnurus (1837) die Prioritat besitzt. Den Typus bildet A. elegans van der Lind. (A. tuberculatum Chp.) Mit dieser von Burmeister verkannten Art ist sein A. hastulatum sicher identisch. Die dort angefuhrten Individuen vom Cap sind wahrscheinlich A. senegalense Ramb. Burmeister’s A. tuberculatum ist wohl A. speciosum Chp. Femer gehort hierher A. pumilio, A. Graellsii, A. Genei, A. senegalense und vielleicht die ersten 6 Arten Rambur’s.

Der modifizirten Gattung Agrion verbleiben alle der Lib. puella Linne’s (A. furcatum Chp.) nahe verwandten Arten. Also von Europaern A. Lindenii, A. scitulum (hierzu gehert nach Selys genauer Prufung des typischen Exemplars auch A. distinctum Ramb.), A. mercuriale (A. Fonscolombii Ramb.), A. coerulescens Fonsc. (A. aquisextatum Ramb.), A. pulchellum (A. interruption Chp.), A. haslulatum, A. cyathigerum (A. hastalatum Ramb.), von exotischen Arten A. cencinnum.

Der Rest, ungefahr 6 Arten, wird meistens neu zu bilden- den Gattungen einzuverleiben sein. Namentlich bildet A. croceum Burm. einen ganz neueu und eigenthumlichen Typus dar.

In Bezug auf die Beschreibungen mochten Burmeister’s Ar­ ten zum Theil schwer zu erkennen sein. Gerade die Agrionen erfordern eine ausserst detaillirte comparative Behandlung, die ihnen bei Rambur auch in vollem Maasse zu Theil wird. Be- sonders in der Beschreibung der so ausserst wichtigen app, ana- les der Mannchen ist sein Werk von musterhafter Klarheit und beseitigt bedeutende Fehlgriffe Charpentier’s.

Der Gattung Lestes entspricht die Sectio B2 Burm. Dies schon fruh von Leach gegrundete Genus ist ausserst natur- lich und bildet durch Farbung und Form der app, anal, einen sichern Uebergang zu Calopteryx. Der Anschluss an die ubrigen Agrionen, namentlich an Platycnemis, wird durch eine von Beh- rend zu beschreibende fossile Art bequem vermittelt. Die Diffe- renzen im Geader der Flugel, auf welche Charpentier zuerst awf- merksam machte, verhindern leicht eine Verkennung hierher ge-. horiger Arten. Von den bei Burmeister und Rambur beschriebe- nen Species sind hochstens 22 stichhaltig. Zwer davon, L. for­ ceps und pallida, scheiden moglicher Weise noch als Synonym aus. Den Typus bildet die europaisehe Art L. barbara, an sie schliessen sich L. nympha Selys (L. forcipula Ramb.) L. sponsa (Burmeister vereinigt beide Arten mit Charpentier als A. forci- pula), L. macrostigma, L. virens Chp. (L. vestalis Ramb.), L. viridis, L. grandis, L. tenuata, L. forceps, L. forcipata, L. for- ficula, L. viridula, L. analis. Verschieden von diesen Arten in Farbung, sonst aber wohl nur als Unterabtheilung zu betrachten, ist das Subgenus Sympycna Charp. Es enthalt L. fusca (phal- latum Burm.), L. cingulata, L. platystyla. Burmeister scheidet von den bis jetzt gedachten Arten drei Afrikaner durch die ver- schiedene Form des Flugeldreiecks (oder vielmehr Vierecks) aus. Die genaue Untersuchung dieser Arten zeigt, dass sie jedenfalls ein nenes (auch in der fossilen Welt vertretenes) Geschlecht bil- den. Es sind dies L. fasciata, tessellata und longicauda. Zwei andere Arten, welche den eigentlichen Lestes nahe stehen sollen, L. plagiata und L. virgata, sind mir unbekannt.

Ueberzahlen wir die bei den Agrioniden alssicher verschie­ den bekannten Arten, so erhalten wir die geringe Anzahl von hochstens 72 Species, wahrend meine Sammlung gegenwartig fast 100 noch unbeschriebene Arten enthalt. Es ist also die Kenntniss dieser Gattungen noch ausserst unbedeutend zu nennen.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Odonata

Family

Agrionidae

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